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Ein rechter Bürokrat scheidet aus seinem Amt

■ Herbert Bath, Landesschulrat, leitet heute zum letzten Mal die Landesschulkonferenz/ Der Ex-Sozialdemokrat konvertierte zum strammen Rechten — nun wird ihm auch noch ein Buch gewidmet

Berlin. Als der Sozialdemokrat seine Karriere als Landesschulrat im Jahre 1966 begann, nannten ihn alle nur den »linken Herbert«. 25 Jahre später, kurz vor der Pensionierung, hat er mit der SPD nichts mehr zu tun und gilt als Verkörperung des rechten Bürokraten, der sich in der Auseinandersetzung mit LehrerInnen aus Ost-Berlin aufführt wie ein »Kolonialherr«. Die Rede ist von Herbert Bath, Beamter auf Lebenszeit, der zehn Regierungen überlebt und acht Wahlperioden überdauert hat. Heute wird er zum letzten Mal die Berliner Konferenz der Schulräte leiten. Seine Verabschiedung ist für den 11. März geplant.

Man könne ihm vieles vorwerfen, nur eines nicht: »Er war bestimmt kein Opportunist«, meint Sybille Volkholz, die als Schulsenatorin des rot- grünen Senats 21 Monate mit Bath zusammengearbeitet hat. Aufsehen erregte Bath vor zehn Jahren, als er mit anderen Sozialdemokraten gemeinsam zur Wahl der CDU aufrief. Die SPD kündigte ihm daraufhin die Mitgliedschaft. Ein paar Jahre später setzte sich der Beamte scharfer Kritik aus, als er »Pünktlichkeit und Sauberkeit« in einer Rede als wichtige Erziehungsziele pries. Auch freimütig geäußerter Rassismus beendete seine Karriere nicht. Die Bemerkung, nach der sich in Berlin eine »schleichende Landnahme durch ein fremdes Volk« vollziehe, brachte nur die damalige Schulsenatorin Hanna Grenata Laurien in Schwierigkeiten. Die Christdemokratin nahm den zum Rechtsaußen gewandelten Schulrat an die kurze Leine. Ihr Vorgänger, der FDP- Senator Walter Rasch, hatte sich an Bath dagegen die Zähne ausgebissen. Sein Versuch, Bath zu entmachten, wurde gerichtlich untersagt — Bath hatte vor dem Verwaltungsgericht gegen seine Versetzung geklagt.

Heute wird der Öffentlichkeit vom neuen Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) ein Buch vorgestellt, daß Herbert Bath gewidmet ist. Es trägt ausgerechnet den Titel Reform und Realität in der Berliner Schule. Mit Reformen im hiesigen Lehrbetrieb »hat Bath aber wirklich nichts zu tun!« erklärte Sybille Volkholz gestern auf Anfrage. Die politischen Vorstellungen ihres ehemaligen Mitarbeiters liefen ihren Ideen von einer demokratischen Schule völlig zuwider, meinte sie weiter. ccm

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