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Sozialer Taifun auf Réunion

■ Nach der Schließung eines Piratensenders kocht die Stimmung in Frankreichs Überseedepartement/ Bereits acht Tote infolge der Unruhen

Paris (taz) — Bei den Ausschreitungen im französischen Überseedepartement Réunion sind in der Nacht zum Dienstag acht Menschen ums Leben gekommen. Sieben Leichen wurden aus einem in Brand gesetzten Möbelgeschäft in Saint Denis geborgen. Eine Autofahrerin verunglückte infolge von Steinwürfen tödlich.

Gestern landete der Kolonialminister Luis le Pensec auf der 9.000 Kilometer von Paris entfernten Insel, um sich ein Bild von dem sozialen Taifun zu machen, der seit drei Tagen über diesen Fleck Frankreich im Indischen Ozean hinwegbraust.

Gilbert Annette, der sozialistische Bürgermeister der Inselhauptstadt Saint Denis, erklärte gestern: „Der Auslöser der Unruhen war die sehr pariserische Entscheidung des CSA [Frankreichs Medienkontrollrat, d. Red.], das „Tele Free Dom zu schließen, ein Sender, der seit Jahren ausstrahlt“. Der Piratensender „Free Dom“ [DOM ist die Abkürzung für Frankreichs Überseedepartements, d. Red.] sendet rund um die Uhr Videoclips, Kungfu und Porno — aber auch Live-Debatten, in denen Betroffene ihren Kommentar zur Lage auf der Insel unzensiert abgeben können. An der Spitze von „Free Dom“ steht ein Arzt, der ehemals der lokale Verantwortliche von amnesty international war. Im November verfügte der Präfekt von La Réunion die Beschlagnahme der Antennen und verbot letzte Woche eine Solidaritätsdemonstration. Am Donnerstag erlosch der Bildschirm — Samstag brannten die ersten Geschäfte.

Sonntag nacht und Montag morgen wurden ein Supermarkt geplündert, die Steuerbehörde attackiert und schließlich ein Autogeschäft leergeräumt: Nach Augenzeugenberichten soll die Innenstadt von Saint Denis am Montag einem immensen Autodrom geähnelt haben. Dort übersteigt die Arbeitslosigkeit die ohnehin hohe Inselrate von 33 Prozent. La Réunion gehört jedoch auch zu den Departements mit Spitzenvermögenssteuerzahlern. smo

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