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Abspaltung Mazedoniens gescheitert

Die expansionistischen Pläne der Nationalisten finden im Parlament keine qualifizierte Mehrheit  ■ Aus Belgrad Roland Hofwiler

Am Dienstag wollte das Parlament der jugoslawischen Südrepublik Mazedonien die „Abspaltung“ vom jugoslawischen Bundesstaat beschließen. Ähnlich wie bereits Slowenien sollte Mazedonien zu einem „unabhängigen Staat“ ausgerufen werden. Doch der Antrag der stärksten Parlamentspartei, der nationalbetonten IMRO, scheiterte, es fand sich keine Zweidrittelmehrheit unter den Parlamentariern.

Der Grund ist einfach: IMRO strebt mit der „Unabhängigkeit“ von Belgrad gleichzeitig eine Grenzverschiebung in Richtung Bulgarien und Griechenland an. Zwar werden die national orientierten Politiker nicht müde zu betonen, daß nur friedliche Mittel auf diesem Weg angewandt werden sollen. Dennoch wirkt der offen vorgetragene Anspruch, die mazedonischen Siedlungsgebiete in Griechenland und Bulgarien „heimzuholen“, beunruhigend. Ein Unterfangen, dem die Wendekommunisten, die Reformsozialisten und manch andere kleine Parteien im Skopjer Parlament kein Vertrauen schenken.

Dennoch ist die mazedonische Bevölkerung nicht ganz von dem Traum eines „Großstaates“ abzubringen. Nach Meinungsumfragen befürworten mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten ein Mazedonien in seinen „historischen Grenzen“. Eine Erscheinung, die man überall in Jugoslawien in diesen Tagen vorfindet. Gestern trat z.B. in einer anderen Republik, in Bosnien, das Parlament zusammen, um ebenfalls die Eigenstaatlichkeit auszurufen. Ob dies tatsächlich gelang, war bis Redaktionsschluß der taz noch nicht bekannt. In Bosnien leben drei große jugoslawische Völker auf engstem Raum bunt zusammengewürfelt nebeneinander, die Muslimanen, die Serben und Kroaten. Alle drei verfolgen eine andere Staatsauffassung, die sich auch im Parlament widerspiegelt, in dem jede dieser drei Volksgruppen eine eigene nationalgesonnene Partei besitzt. Von daher lauten die Prognosen der gestrigen Tageszeitungen Jugoslawiens einhellig: „Der Kampf um die Grenzen auf dem Balkan hat begonnen“, so die Belgrader 'Borba‘. Andere Blätter sehen die Lage noch auswegloser. In Mazedonien und Bosnien verrinnt in diesen Tagen die Frist, die beide Länder noch vom Bürgerkrieg trennt.

Um dies zu verhindern, appellierte die Zentralregierung unter Premier Ante Markovic erneut an alle Völker und Parteien, nicht mit „irrationalen Unabhängigkeitserklärungen“ falsche Träume zu wecken, sondern auf den „Allunions-Konferenzen“ am Verhandlungstisch eine Einigung zu erzielen. Ein nichtssagender Aufruf, wie man weiß, denn bereits fünf dieser Gipfelkonferenzen scheiterten ergebnislos im Streit. Der nächsten am 1. März räumen Beobachter noch weniger Chancen ein.

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