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Entscheidungsgemetzel droht

■ Kuwait „vollständig befreit“/ Republikanische Garden bei Basra eingekesselt/ Entscheidende Panzerschlacht für die Nacht erwartet

Washington/Bagdad/Kuwait- Stadt (dpa/afp/taz) — Während sich vor der südirakischen Stadt Basra die Panzerverbände der Kriegs-Alliierten zur für die Nacht auf heute erwarteten „Entscheidungsschlacht“ gegen die noch verbliebenen irakischen Elite-Divisionen der Republikanische Garden formierten, wurde gestern in dem sieben Monate lang vom Irak besetzten Kuwait die Fahne des Emirats gehißt. Der britische Premierminister John Major teilte am Morgen in London mit, daß Kuwait-Stadt „vollständig befreit“ sei.

Am gestrigen vierten Tag der Bodenoffensive verlagerte sich das Kampfgeschehen fast vollständig in den südlichen Irak, wo sich offenbar in der Nähe von Basra die Republikanischen Garden verschanzt haben. Nach einer ersten Landung US-amerikanischer Fallschirmjäger nahe der Stadt Nassirija haben mittlerweile auch weitere Verbände den Euphrat erreicht und schneiden damit den Republikanischen Garden den Rückweg nach Norden ab.

Insgesamt sollen rund 100.000 US-amerikanische, französische und britische Soldaten am Unterlauf des Euphrat zusammengezogen sein. Sie sollen nun die verbliebenen Gardedivisionen einkesseln und voraussichtlich in der Nacht in ihren Verteidigungsstellungen angreifen.Bereits in der Nacht zuvor war eine Panzerdivision dieser irakischen Elite- Truppen bei der „größten Panzerschlacht seit dem Zweiten Weltkrieg“ westlich von Kuwait geschlagen worden, meldeten US-Sprecher. Dennoch wird mit hohen Verlusten auf beiden Seiten gerechnet, sollten die Elitetruppen längeren Widerstand leisten.

Der französische Generalstabschef Maurice Schmitt sagte in Paris bei der Präsentation der bisherigen Kriegserfolge, der Vormarsch würde von schweren Regenfällen verlangsamt, die den Wüstenboden stellenweise in Morast verwandeln. Die eigenen Verluste bei der Bodenoffensive bezifferten Militärsprecher der kriegsallierten Staaten bislang überaus gering. Elf US-Amerikaner, zehn Briten, zwei Franzosen und 13 arabische Soldaten seien getötet worden, so die am Mittwoch offiziell genannten Zahlen. Seit dem 17. Januar sind 300 Leichen amerikanischer Soldaten in der spanisch-US- amerikanischen Militärbasis Torrej'on eingetroffen, meldete gestern die spanische Tageszeitung „El Independiente“. Die USA, die seit Kriegsbeginn nur insgesamt 150 Tote in den eigenen Reihen zugegeben haben, dementierten diese Meldung umgehend.

In Bagdad bezeichnete ein Militärsprecher die Verfolgung der sich zurückziehenden Truppen als „feige“ und „gemein“. Radio Bagdad hatte um 7.25 Uhr MEZ bekanntgegeben, der Abzug der irakischen Streitkräfte aus dem besetzten Emirat sei abgeschlossen. Der Irak warnte die Alliierten zudem mit scharfen Worten, seine Streitkräfte würden jeden Zoll irakischen Bodens verteidigen; das Land lasse sich nicht demütigen und akzeptiere ausschließlich einen gerechten und ehrenhaften Frieden. Indessen verdichten sich Hinweise und Äußerungen, daß sich die USA auf eine befristete Truppenstationierung im Südirak vorbereiten. So sollen die US- Truppen Vorsorge getroffen haben, um die Zivilbevölkerung für einige Zeit mit lebenswichtigen Gütern und Hilfsdiensten zu versorgen. Pentagon-Sprecher Williams versicherte jedoch, daß die US-Streitkräfte sich nicht langfristig im Irak aufhalten, aber „ihre Mission“ erfüllen wollten.

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