Weizsäcker: Aus den Augen, aus dem Sinn?

■ Tornado in Seoul versteckt, Daimler-Geschäfte gehen weiter

Stuttgart (taz) — Die Hallen der deutschen Industrieausstellung „Technogerma“ in Seoul hätte es als Prunkstück deutscher Wertarbeit zieren sollen, das eineinhalb Meter lange „Tornado“-Modell. Doch Bundespräsident Weizsäcker wollte den stolzen Kampfvogel bei seinem Eröffnungsrundgang nicht sehen — worauf Daimler-Benz das Modell, wenn auch widerwillig, diskret entfernen ließ. Jetzt beschwert sich die Konzernzentrale über die Heuchelei des Präsidenten, die sie allerdings vornehmer „Versteckspiel“ nennt. Denn seit 1989, hieß es dort, liefen Verhandlungen über „Tornado“-Lieferungen an die südkoreanischen Militärs — und das mit Billigung, Zustimmung und Genehmigung von Bundesregierung und Wirtschaftsministerium. Bei den jetzt anstehenden Verhandlungen müsse nun ein „erhebliches Erklärungspotential“ bemüht werden, so der DASA-Vorständler Dersch. Wie sonst sollte die koreanische Regierung verstehen, daß auf der einen Seite „die von der Bundesrepublik befürworteten Verhandlungen“ laufen, das Modell aber von der Ausstellung zurückgezogen werde. Die Aufmerksamkeit der Koreaner gelte im übrigen den Exponaten aller Unternehmensbereiche, verteidigte Daimler-Sprecher Kleinert die Zurschaustellung des Kampffliegers. Eine überschaubare Darstellung des Unternehmens reiche daher vom „Automobil bis zur Verteidigungstechnik“.

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