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Scheherazade

[...] Nehmen wir den unsäglichen Fall an, die Mehrheit würde sich für den Krieg entscheiden. Dies wäre trotzdem eine einschneidende Verbesserung gegenüber dem Zustand, den wir jetzt haben: Es wird Krieg gemacht, egal ob die Mehrheit es will oder nicht. Jetzt wird einfach stillschweigend vorausgesetzt, die Mehrheit sei für den Krieg. Dies wird durch die Medien suggeriert.

Würden die Menschen sich selber für den Krieg entscheiden, so wäre eine ganz andere Verantwortung da. Bis jetzt war es so: Kriege fanden statt, und es wurde faktisch nichts daraus gelernt, unter anderem weil die meisten Menschen glaubten, nichts dafür zu können und sowieso nicht an Entscheidungen beteiligt zu werden. Es war leicht, die Verantwortung anderen zuzuschieben, denn tatsächlich hatten ja auch andere entschieden. Und andere würden wieder über solche Fragen entscheiden. Schon lange vor einem Krieg würden sie (die Mächtigen) den Zündstoff dafür bereiten. Nehmen wir an, die Mehrheit würde sich für den Krieg entscheiden. Diese Menschen müßten das, was der Krieg anrichtet, mit ganz anderen Augen betrachten und sagen: Ich habe das gewollt, ich habe dafür gestimmt. Endlich wirkliche „Betroffenheit“. In einem solchen Fall wäre zum ersten Mal die Chance da, aus einem Krieg zu lernen, so daß es Auswirkungen zeigen könnte.

Voraussetzung dafür wäre aber, daß im Normalfall — also nicht nur in dieser Notsituation — das Mitentscheiden gewährleistet wäre. Ja oder nein zum Krieg genügt nicht — das weiß jeder Mensch —, deshalb macht Scheherazade ja zum Beispiel auch eine Friedenskonferenz. Langfristig aber hilft nur ein friedliches Gestalten der menschlichen Gesellschaften im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Und daran sollte jeder Mensch, der es will, mitgestalten können. Sonst „gestalten“ die anderen, die jetzt zum Beispiel die sogenannte neue Weltordnung schmieden wollen.

Deshalb bin ich für Scheherazade, denn sie hat instinktiv das richtige Prinzip gewählt: die Demokratie. [...] Sonja Wallenborn, Prezelle

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