Daimler „stinksauer“ auf Bonn

■ Dasa-Manager: „Geplantes Tornado-Geschäft mit Korea war bekannt“

Seoul (dpa) — Das Vorstandsmitglied der Deutschen Aerospace (Dasa), Karl J. Dersch, hat am Donnerstag in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul alle Kritik an dem Plan der Daimler-Tochter, ein Tornado-Modell auf der Technogerma zu zeigen, zurückgewiesen. Daimler hatte kurz vor Eröffnung der Industriemesse in Seoul auf Druck des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Anweisung aus dem Bundeswirtschaftsministerium das Exponat entfernen müssen. Der Konzern steht zur Zeit mit der Seouler Regierung in Verhandlungen über den Kauf von 50 Tornados.

„Wir sind stinksauer auf die Bonner Regierung, weil sie uns jetzt im Regen stehen läßt“, sagte Dersch weiter. Denn sowohl das Außen- wie auch Verteidungsministerium hätten im Dezember 1989 grünes Licht für das Projekt erteilt. Korea soll sich laut Aussagen des Vorstandsmitglieds bereits vor gut zwei Jahren an das Tornadokonsortium gewandt und Kaufinteresse geäußert haben. Dies sei schließlich auch der Bundesregierung bekannt gewesen. Noch im Herbst 1990 hätten sich südkoreanische Offiziere in der Bundesrepublik zu Trainingsflügen mit dem Tornado aufgehalten.

Auch die Kritik, die Ausstellung des 1,62 Meter langen Tornado-Modells sei angesichts der Brisanz des Rüstungsexportthemas unsensibel gewesen sei, wies Dersch zurück. „Das Tornado-Kampflugzeug hat schließlich dazu beigetragen, im Golfkrieg Zehntausende von Menschenleben zu retten“, meinte der Dasa-Manager ernsthaft. Südkorea, in dem es unter anderem mehr als 1.000 politische Gefangene gibt, bezeichnete er auch nicht als ein Spannungsgebiet, sondern als „Nato-verwandtes“ Land, in dem die Schutzmacht USA die Freiheit der Menschen garantiere.

Das abgebaute Ausstellungsstück hat Daimler inzwischen der südkoreanischen Luftwaffe übergeben. Auf dem Technogerma-Stand des Konzerns ist aber noch ein Foto des Kampflugzeuges zu sehen.