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Kontaminierte Filter verbrannt?

■ Münchehagen: Augenzeugen gegen TÜV-Gutachten

Bei dem Brand auf der stillgelegten Giftmülldeponie Münchehagen (Landkreis Nienburg) vor vier Monaten sind entgegen ersten Darstellungen offenbar doch gebrauchte, hochbelastete Filter vom Feuer erfaßt worden. Das bestätigte der zuständige Dezernent der Nienburger Kreisbehörde, Peter Brieber. Der Technische Überwachungsverein (TÜV) Hannover geht in seinem Gutachten über den Brand, das kurz vor der Fertigstellung steht, davon aus, daß ausschließlich ungebrauchte und damit saubere Aktivkohlefilter gebrannt hätten.

Der Brand hatte sich aus bis heute nicht geklärter Ursache in einer Halle auf dem Deponiegelände am 23. Oktober ereignet. In der Halle ist die Entgiftungsanlage für das ständig anfallende Sickerwasser untergebracht. Kreisdezernent Brieber bezeichnete die TÜV-Aussage als „rätselhaft“. Ähnlich wie der TÜV hatte am Tag nach dem Brand auch der Projektleiter für die Sicherungsarbeiten auf der Deponie vom Staatlichen Amt für Wasser und Abfall (STAWA) Sulingen, Bernd Lange, vor der Landespressekonferenz erklärt, es hätten keine belasteten Filter gebrannt.

Rückfragen bei STAWA-Mitarbeitern haben laut Brieber inzwischen eindeutig bestätigt, daß auch die Filteranlage selbst Feuer gefangen hatte. Dies habe „jeder gesehen, der da draußen am Ort des Geschehens war“. Der Landkreis Nienburg als Aufsichtsbehörde werde den TÜV-Schlußbericht nicht akzeptieren, wenn die fehlerhafte Darstellung nicht korrigiert werde.

Nach den bisherigen Erkenntnissen des TÜV aus Luftmessungen und der Überprüfung von Wischproben der Rauchablagerungen an der Hallendecke lasse sich schließen, daß die Schutzausrüstung der Feuerwehrleute bei dem Einsatz ausreichend gewesen sei. Der Landkreis werde darauf drängen, daß die verbrannten Filter auf ihre Rückstände untersucht werden, wozu der TÜV Hannover nach eigenem Bekunden offenbar nicht in der Lage sei, sagte Brieber. dpa

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