: Kuwaitis suchen nach Angehörigen
Kuwait-Stadt (ap) — Viele Kuwaitis, ob in den Vierteln der einfachen Leute oder in den Villenvororten, haben in diesen Tagen die gleiche Geschichte zu erzählen: von Angehörigen, die die Iraker verschleppt haben. In den Verhandlungen zwischen den Alliierten und der irakischen Militärführung über den Waffenstillstand wird dem Problem der Verschwundenen eine hohe Priorität eingeräumt, doch kennt niemand die genaue Zahl.
Übereinstimmend erklären Augenzeugen, daß die Tage vom 21. bis zum 23. Februar, kurz vor Beginn der Vertreibung der Besatzer, die schlimmsten gewesen seien. „Die Iraker sind in den letzten paar Tagen verrückt geworden“, sagt Saad el- Haschim, Professor an der Universität von Kuwait. „Sie holten die Leute aus Moscheen, aus ihren Häusern, aus den Autos, von überall.“
Abdul Rachman el-Awadi, der kuwaitische Staatsminister für Angelenheiten des Kabinetts, hat am Samstag erklärt, zwischen dem 21.und dem 23.Februar seien mehr als 8.000 Kuwaitis verschleppt worden. Weitere 25.000 seien davor schon während der siebenmonatigen Besetzung des Landes umgekommen oder verschwunden. Der Minister deutete aber an, daß diese Zahlen nur vorläufig seien. Ermittlungen von Journalisten ergaben, daß die Zahl der Todesopfer tatsächlich sehr hoch war, daß aber niemand eine verläßliche Zahl der Vermißten nennen kann. Wenn die Verschleppten auf irakisches Gebiet gebracht wurden, hatten sie offenbar bessere Chancen, relativ unversehrt davonzukommen. Das jedenfalls meinen Kuwaitis, die in den vergangenen Monaten Gelegenheit hatten, inhaftierte Angehörige im Irak zu besuchen. Diese hätten sich in recht guter Verfassung befunden, wird übereinstimmend berichtet. Gefoltert wurden dagegen offenbar häufig solche Kuwaitis, die von den Irakern in Kuwait gefangengehalten wurden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen