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Baker soll dem Kongreß Fehleinschätzung erläutern

Washington (taz) — Trotz des allgemeinen Jubelgeschreis über den Sieg scheint das für den Golfkrieg verantwortliche diplomatische Debakel in den USA jetzt doch noch einmal zum Thema zu werden. Nach Informationen des Magazins 'Newsweek‘ bereiten derzeit mindestens drei Kongreßausschüsse ein Kreuzverhör für Außenminister James Baker vor. Bakers Ministerium war im letzten Sommer dafür verantwortlich gewesen, daß Saddam Hussein nur wenige Tage vor seiner drohenden Invasion in Kuweit für diesen Fall ein Nichteingreifen der USA signalisiert worden war. Die Äußerung der damaligen US-Botschafterin in Bagdad, April Glaspie, der Grenzkonflikt mit Kuwait sei eine rein arabische Angelegenheit, war damals einer Einladung an Saddam gleichgekommen. Seitdem wird die einstige Karriere- Diplomatin, die vom Kongreß vermutlich als Zeugin vorgeladen wird, in einer Besenkammer des State Department versteckt. Der letzte Minister, der eine internationale Konfliktlage so falsch eingeschätzt hatte wie James Baker, der vor dem Falklandkrieg von 1982 amtierende britische Verteidigungsminister Lord Carrington, hatte damals noch den Anstand gezeigt, bei Kriegsausbruch zurückzutreten.

In der politischen Kultur der USA scheint jedoch ein solches Verhalten gänzlich unbekannt zu sein. Auf seine Instruktionen für die Botschafterin hin angesprochen, hatte sich James Baker damit herausgeredet, dies sei nur „eines von 312.000 Telexen“ gewesen, die aus seinem Ministerium in alle Welt verschickt worden seien. Daraufhin hatten die gebißlosen Hunde der US-Presse James Baker, einen der politisch Hauptverantwortlichen für den anschließenden Krieg, einfach laufen lassen. Rolf Paasch

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