:
■ A-HA
Die Weite der norwegischen Fjorde, der klare Blick ins unergründliche Tief der Natur, ein toter Wal am Strand, der Brunftruf des Sechtzehnenders, ein existentialistisches Seufzen aus vollem Herzen, die Melodie eines Vogelzwitscherns...
In einem Land, in dem sich pro Quadratkilometer gerade einmal elf einwohnende Menschenwesen auf die Füße treten können, muß der Raum und die Zeit dazwischen mit irgendwas gefüllt werden. Bis dann einmal vier oder sechs oder drei Musiker zusammenfinden, eine Band gründen, hittige Popsongs schmieden, reich und berühmt werden, müssen schon mal hundert Jahre vergehen, wie sie zwischen Hamsun und A-Ha liegen. Dem mit Nobelpreis und Dichtergold behängten Hamsun, Schwarm aller Frauen, und den Teenieherzensbrechern Morten, Pal und Mags von A-Ha, ihrerseits Popkönige und Hitlieferanten bis in die vierte Bond-Generation (»The Living Daylights«).
Der Ruhm kam wieder einmal nicht im eigenen Lande. Hamsun eroberte die Welt bis nach »Amerika« von Dänemark aus, wo er arm wie eine Kirchenmaus mit »Hunger« biographisch das Erfolgskonzept Authenzität auswarf. A-Ha verschlug es nach England, irgendwann in den Frühachtzigern, als zwischen Glamour und Romantik so ziemlich alles erlaubt war, und die klugen Menschen unter den Leuten sich prompt am Alles bedienten, das Nichts hintenanstellten, aussparten und aufschoben, wie der Franzose sagt.
Dann waren A-Ha berühmt, mit »Take On Me«, mit Knabenchorgesülze über blubbernden Synthieteppichen, Rumsbums-Rhythmusmaschinen und schliddernden Sind- O.K.-die-Gitarren. Äußerst entspannende Wohlstandschlager, die die Herren aus dem Norden in den vergangenen fünf Jahren da einspielten.
Jetzt sind sie schwermütig geworden, waren wieder viel in der schiefernden Einöde da oben, selbstverloren zwischen Fjellbirken taumelnd. Das klingt manchmal wie die Beatles auf der »Abbey Road«, da werden Weichlinge Rocker, da gibt es rollenden Donner und Tränen im Regen. Für kleine Menschen mit großen Gefühlen sind A-Ha den Weg in die Deutschlandhalle wert. Und Hamsun erscheint wahlweise bei Suhrkamp. (Um 20 Uhr in der Deutschlandhalle) Harald Fricke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen