piwik no script img

Kuwaits Opposition fürchtet um ihr Leben

■ Oppositionspolitiker in dem Golf-Emirat sehen den Sabah-Clan hinter den Angriffen auf demokratische Kritiker des Scheichs

Kuwait City/London (wps/taz) — Mitglieder der kuwaitischen Opposition leben in zunehmender Angst vor Gewaltakten, hinter denen sie die Herrscherfamilie der Sabahs sehen. Hamid Yoaan, ein prominentes Oppositionsmitglied, war vor einer Woche an seiner Haustür von einem Unbekannten angeschossen und schwer verletzt worden. Seitdem schwirren Gerüchte von „Mordkommandos“ durch das Emirat, die im Auftrag eines nicht zu demokratischen Reformen bereiten Teils der Herrscherfamilie agieren. In einem Interview mit einer US-Fernsehgesellschaft sagte Abdul Asis Sultan, der Direktor der Gulf Bank of Kuwait, am Montag: „Wir haben starke Beweise, daß einige Mitglieder der Sabah-Familie Mordtrupps anheuern, um Attentate in Kuwait durchzuführen. Sie wollen Kuwait ihre Herrschaft aufzwingen. Diese Mordtrupps sollen nach Kuwait geschickt werden, um prominente Mitglieder der Demokratiebewegung umzubringen.“

Der kuwaitische Botschafter in den USA, selbst ein Mitglied der Sabah-Familie, verurteilte das Attentat auf Yoaan und äußerte die Vermutung, solche Anschuldigungen sollten das Emirat „destabilisieren“.

Yoaan hatte vor einigen Jahren mit heftiger Kritik am Finanzgebaren einiger Mitglieder der Sabah-Familie deren Unwillen erregt. In Kuwait billigt man dem jetzt als Kriegsrechtsverwalter fungierenden kuwaitischen Kronprinzen Saad Abdallah Sabah zwar zu, zu demokratischen Reformen bereit zu sein, aber Oppositionspolitiker vermissen bisher einen Zeitplan für die Wiedereinsetzung der Verfassung oder Wahlen zu einer Nationalversammlung. Vor allem beschuldigen sie einen Teil der Herrscherfamilie, in den Forderungen nach Demokratie eine Bedrohung ihrer Privilegien zu sehen.

Auch andere Nationalitäten in Kuwait werden zunehmend bedroht. Amnesty International hat am Dienstag die Mißhandlung und Ermordung von Palästinensern, Sudanesen und Irakern verurteilt. Amnesty International habe Informationen erhalten, daß bewaffnete Gruppen in Kuwait City Palästinenser und andere arabische Ausländer verschleppten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen