Diplomatie um „arabische Ordnung“

■ Treffen in Damaskus fordert arabische Friedenstruppe/ Vize-Außenminister der UdSSR in Teheran/ John Major als erster im befreiten Kuwait/ Anbari: Irak hatBedingungen für Waffenstillstand erfüllt

Kuwait-Stadt/Damaskus/Teheran (ap/dpa/taz) — Als erster Regierungschef der gegen den Irak verbündeten Staaten traf gestern der britische Premierminiser John Major in Kuwait ein. Bei dem Besuch einer britischen Panzereinheit erklärte Major den Soldaten, sie seien „alle Volkshelden geworden“, versprach ihnen aber auch, sie so schnell wie möglich heimzuholen. Eine Beteiligung Großbritanniens an einer ständigen multinationalen Truppe schloß Major aus. „Falls es eine ständige Truppe geben sollte, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit eine arabische Truppe“, erklärte der Brite.

Dies trifft sich mit der gestern in Damaskus verabschiedeten Erklärung der arabischen Staaten, die an der Seite der USA gegen den Irak gekämpft hatten. Syrien, Ägyten und die sechs Staaten des Golf-Kooperationsrates (Saudi-Arabien, Oman, Katar, Kuwait, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate) bezeichneten die in der Golfregion stationierten Truppen Ägyptens und Syriens als „Kern einer arabischen Friedenstruppe“, die in Zukunft die Sicherheit der arabischen Golfstaaten gewährleisten soll.

Die von den Außenministern zum Abschluß der zweitägigen Konferenz unterzeichnete Erklärung von Damaskus verlangt Anstrengungen zur Festlegung einer neuen arabischen Ordnung. Die „arabische Nation“ müsse jede Bedrohung der regionalen Stabilität und Sicherheit zurückweisen und eine gerechte umfassende Lösung des arabisch-israelischen Konfliktes erreichen, heißt es in dem verabschiedeten Dokument.

Derweil ist Teheran das Zentrum anderer Bemühungen geworden, auf die Nachkriegsordnung der Region Einfluß zu nehmen. Nachdem vorgestern der irakische Vize-Präsident Saadun Hammadi überraschend in den Iran geflogen ist, traf gestern auch der sowjetische Vize-Außenminister Belonogow in Teheran ein. Während in Damaskus die arabischen Staaten der Anti-Irak-Allianz explizit eine arabische Lösung für die Nachkriegsstrukturen der Region forderten, betonte der sowjetische Politiker in Teheran, der (nicht- arabische) Iran sollte bei der Ausarbeitung des Sicherheitssystems für die Golf-Region eine „bedeutende Rolle“ spielen, meldete die iranische Nachrichtenagentur 'irna‘.

Die Regierung in Bagdad geht davon aus, alle vom UN-Sicherheitsrat erhobenen Bedingungen für einen formellen Waffenstillstand erfüllt zu haben, nachdem der Revolutionäre Kommandorat des Irak die Annexion Kuwaits offiziell für „null und nichtig“ erklärt hat, sagte am Dienstag abend der irakische UN-Botschafter, Abdul Amir el Anbari, in New York. Alle kuwaitischen Staatsbürger können Anbaris Angaben zufolge den Irak verlassen und nach Kuwait zurückkehren. Nach Informationen der kuwaitischen Behörden befinden sich etwa 33.000 Kuwaiter im Irak, 8.000 von ihnen seien Soldaten.

Der Botschafter Kuwaits bei den Vereinten Nationen, Mohammad Abulhasan, bezifferte derweil den durch die irakische Invasion für Kuwait entstandenen Schaden mit 12 bis 15 Milliarden Dollar (etwa 18,3 bis 22,9 Milliarden Mark). Dazu komme noch ein täglicher Verlust von 80 Millionen Dollar, der durch die vom Irak angezündeten 600 Ölquellen entstehe. „Es reicht nicht aus, wenn der Irak die Resolutionen anerkennt. Er muß sich zu Gesprächen verpflichten“, forderte Abulhasan. „Der Irak ist ein sehr reiches Land“, fügte er hinzu. Darüberhinaus solle der Irak bei der Rücknahme der Annexion Kuwaits auch die Grenzen zwischen den beiden Ländern de jure anerkennen, die 1962 und 1963 festgelegt worden seien, forderte der kuwaitische UN-Botschafter. beho