: »Vierteljüdin« reicht, um als Flüchtling aufgenommen zu werden
■ Dreiwöchiger Streit um russische Jüdin von der Sozialverwaltung beendet
Berlin. Irina K. kann aufatmen. Der Streit über ihre Zugehörigkeit zum jüdischen Volk ist beendet. Am Mittwoch abend wies der Staatssekretär der Sozialverwaltung Armin Tschoepe die dem Landessozialamt unterstellte »Beratungsstelle für jüdische Zuwanderer aus der Sowjetunion« in Marienfelde an, die Dokumente der jungen Frau zu akzeptieren. Wie berichtet (taz vom 5.3.) hatten sich die dort für die Aufnahme zuständigen Beamten fast drei Wochen lang geweigert, Irina K. als Jüdin zu akzeptieren. Ein jüdischer Großvater reiche nicht aus, wurde Irina K. beschieden, um als »Kontingentsflüchtling« in Berlin anerkannt zu werden. Die junge Frau hatte gegen diese Diskriminierung mit einem Sitz- und Hungerstreik vor der Aufnahmestelle in Marienfelde protestiert.
Ihr Transparent mit der Aufschrift: »Vierteljüdin zu sein, reichte, um von den Nazis verfolgt zu werden. Heute reicht es nicht, um in Deutschland aufgenommen zu werden«, sorgte in Marienfelde für erhebliche Unruhe. Die Befürchtung der Marienfelder Beamten, daß die Aufnahme von Irnia K. einen Präzedenzfall schaffen würde, akzeptierte der Staatssekretär nicht. Zumal seit dem 15. Februar Ausreiseanträge von Juden aus der Sowjetunion nicht mehr in Deutschland, sondern nur noch von den Konsulaten in der Sowjetunion bearbeitet werden. aku
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen