Sinti und Roma klagen Firmen an

Frankfurt/Main (taz) — „Aufgrund der besonderen deutschen Geschichte wendet sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gegen Rüstungsexporte an Militärdiktaturen in der Dritten Welt.“ Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, stellte gestern sein Buch Sinti und Roma im Dritten Reich/Das Programm der Vernichtung durch Arbeit vor — und übte gleichzeitig heftige Kritik an Unternehmen, die „damals wie heute“ ihren Profit aus der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen gezogen hätten. Daimler-Benz, Messerschmitt (MBB), Preussag, Thyssen, die bislang bundeseigenen Fritz Werner GmbH und Salzgitter AG, die „Reichswerke Hermann Göring“ der Nazi-Ära, gehörten zu den Hauptexporteuren des Todes. Einige dieser Firmen seien schon in den Jahren des Holocaust an der planmäßigen Durchführung des Naziprogramms der „Vernichtung durch Arbeit“ beteiligt gewesen — etwa Daimler- Benz, Siemens, AEG, Henkel, Messerschmitt, BMW und die IG-Farben.

Seit Jahren richtet deshalb der Zentralrat der Sinti und Roma — bislang vergeblich — Wiedergutmachungsforderungen an die deutsche Industrie. Die Unternehmen verweigerten mit Ausnahme von Daimler- Benz bis heute Gespräche mit dem Zentralrat. Der erwartet jetzt, daß sich die genannten deutschen Firmen zumindest an der Finanzierung des nationalen Holocaust-Mahnmals in Berlin, bei dem auch der ermordeten Sinti und Roma gedacht werden müsse, beteiligen. kpk