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Jokertopf her!

■ „Lebendige Stadt": Grüne zur Kulturpolitik öffentlich angehört

Kulturpolitik als ungewöhnlich aufregendes Geschäft: Plädoyer von Helga TrüpelF.: T.Vankann

Sonntag vormittag: Die mittlerweile bestens eingeführte Reihe der Shakespeare Company „Lebendige Stadt" fand mit einer „Öffentlichen Anhörung und Diskussion zur Kulturpolitik“ in der Kunsthalle statt. Nun durften auch die Landesgrünen ihren Senf abgeben zur Zukunft der Kultur- Politik in Bremen. Auf dem Podium die Grünen Helga Trüpel, Cäcilie Eckler von Gleich und Manfred Schramm, aus der Kulturszene Kunsthochschulchef Jürgen Waller, der Herr der Kunsthalle Siegfried Salzmann, vom Fotoforum Wolfgang Stemmer, Frau Weißenborn (Literaturkontor) und Rolf B. Wessels (Waldau-Theater). Nach den Kultur-Statements von SPD, FDP und CDU an den letzten Sonntagen war es jetzt an den Grünen, Perspektiven zu eröffnen und Diskussionen in Gang zu bringen. Immerhin galt es unter der Frage, was eine grüne KultursenatorIn in Regierungsverantwortung tun könne, Ideen für eine Halbmillionenstadt zu entwickeln. Bremerhaven wurde auf der Veranstaltung nicht mit einem Wort erwähnt.

Grüne Meriten in Bremen: „Eine Forderung nach mindestens 10 Millionen Mark mehr im

Kulturetat und einige Hearings“,

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das machte Helga Trüpel gleich zu Beginn vor den knapp fünfzig ZuhörerInnen deutlich. Die kulturpolitische Sprecherin ihrer Partei wußte auch, wie dem Verlangen nach der Zusatzkohle auf die Sprünge geholfen werden konnte, nämlich „mit Öffentlichkeit herstellen“ und einer diffusen „Umverteilung“ bei Grund- und Bodengeldern des Senats. Nähere Erläuterungen blieb sie schuldig.

Und wofür soll das schöne Geld ausgeben werden? „Die Kulturszene in den Stadtteilen“ müsse gefördert werden, kramte sie eine sehr alte Forderung hervor, und „freie Kulturträger sollen unterstützt werden. Dabei wollen wir aber nicht die Hochkultur gegen die Breitenkultur ausspielen.“ Dazu wolle sie noch einen „Jokertopf für neue Ideen und experimentierfreudige Gruppen einrichten, sagen wir mal, eine Million Mark“, und neben der Kultur-Behörde soll es einen Kultur-Rat, bestehend aus Kulturschaffenden und -verantwortlichen in der Hansestadt, geben. Ein „Stellenpool zwischen Kulturbeamten und ABM- Kräften (noch nicht ganz ausgegoren–)“ rundete das grüne Programm ab.

Jürgen Waller von der Hoch

schule für Kunst war gar nicht einverstanden: Er konnte in der Sprechblasen-Arie keinen Unterschied zu den Positionen von SPD und CDU finden. „Wo sind Ihre Schwerpunkte?“, wollte er wissen. Ein Konzept könne er nicht einmal in Ansätzen erkennen.

Doch statt Eckpfeilern oder auch anfechtbaren Fahrplänen, die eine Diskussionsgrundlage hätten bilden können, retteten sich die grünen VertreterInnen in Allgemeinplätze nach dem Grundsatz: Nur niemandem wehtun. Natürlich müsse das Fotoforum erhalten bleiben, Herr Stemmer hörte es sicher mit Genugtuung, und für die Hochkultur, sei auch etwas Geld übrig. Ansonsten gäbe es ja auch Sponsoren und wohlhabende Bremer BürgerInnen. Finanzspezi Schramm wollte noch ganz „andere Quellen aufreißen, Haushalte anderer Ressorts anzapfen und Steuerbegünstigungsmodelle beim Kunsthandel“ einbringen. „Vernetzung“, „Absicherung“, „dezentral“, „Medienstadt Bremen“ — das blieb übrig nach knapp zwei Stunden Anhörung. Jürgen Francke

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