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Mord als Breitensport

In den USA löste ein Spielfilm Mord und Totschlag aus. Der Streifen New Jack City über einen schwarzen New Yorker Drogenkönig war der Anlaß, daß sich in Los Angeles 1.500 Menschen Straßenschlachten mit der Polizei lieferten, in Las Vegas wurden nach einer Schlägerei im Foyer eines Filmtheaters 15 Leute festgenommen. Chicago war Schauplatz eines wilden Feuergefechts zwischen zwei Gruppen von Jugendlichen nach der Vorstellung. In New York selbst kam es, noch während der Film lief, zu heftigen Rangeleien im Zuschauerraum. Danach ging's draußen weiter. Ein 19jähriger blieb mit einer Kugel im Kopf auf der Strecke. Wie man hört, ist das alles nichts Außergewöhnliches im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Filme, die Dealerbanden verherrlichen, lösen in den USA regelmäßig Gewalt in Kinos und deren Umgebung aus.

Aber natürlich gibt es noch viel geringere Anlässe, einen Menschen zu töten. Die Hemmschwelle sinkt anscheinend rapide. Mord ist auf dem besten Wege, Breitensport zu werden: In Berlin gab's Streit zwischen Eheleuten darüber, wer den Wecker stellen sollte. Die Frau setzte sich durch und erstach ihren Mann.

In Troyes, Frankreich, saßen drei Männer friedlich beim Würfelspiel zusammen. Als einer von ihnen den gesamten Einsatz gewonnen hatte, erschlugen ihn die anderen beiden und nahmen ihm das Geld wieder ab.

Weil die Nachbarn ihm zu laut waren, präparierte George J. Trepal aus Florida ein paar Sodawasserflaschen mit Thalliumnitrat, schmuggelte sie in Nachbars Küche und wartete ab: Eine 41jährige Frau starb nach drei Monaten Bewußtlosigkeit. Vier andere Mitglieder der Familie überlebten die Vergiftung, zwei davon nach langer ärztlicher Behandlung. Ein Gericht in Perth, Australien, hat gerade einen Mann zu lebenslanger Haft verurteilt, der nach eigenen Angaben seinen Bruder umbrachte, weil ihn dessen Husten störte. Joseph Taylor gab bereitwillig zu, seinen 16jährigen Bruder mehrmals geschlagen zu haben, weil er glaubte, der Junge würde nur husten, um ihn zu ärgern. Als es Taylor zuviel wurde, sperrte er den Kranken in den Kofferraum seines Wagens, übergoß das Auto mit Benzin und zündete es an. „Ich konnte meinen Bruder rufen und schreien hören, aber er hat halt einmal zuviel gehustet“, meinte Taylor lapidar, und weiter: „Ich habe mich gut danach gefühlt. Es war ein guter Tag für ein Grillfest.“ Taylors Anwalt bestand übrigens darauf, daß sein Mandant nicht verrückt ist. Karl Wegmann

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