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Unerwünschte Autoren

■ Betr.: "Kant auf der Liste", taz vom 7.3.91

Betr.: „Kant auf der Liste“,

taz vom 7.3.1991

Als ich ein Kind war, stand in meinem Lesebuch unter „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ Volkslied und unter „Leise zieht durch mein Gemüt“ Verfasser unbekannt. Daß Autoren wie Bertolt Brecht, Thomas Mann, Louis Fürnberg und Anna Seghers in Deutschland „unerwünscht“ und ausgebürgert waren, habe ich erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren und auch den Namen des Dichters der Loreley, Heine. Wenn ich heute lese, daß es schon wieder eine Liste „unerwünschter“ Schriftsteller geben soll, dann teile ich das Unbehagen von Hermann Kant. Ich habe dabei das schlechte Gefühl, daß für die Aufnahme in den Verband deutscher Schriftsteller nicht die literarische Qualität ausschlaggebend ist, sondern ganz andere Kriterien.

Einige der hier genannten Autoren wurden in der (ehemaligen) DDR viel gelesen, weil die Leser Widersprüche, Erfahrungen und Probleme ihres eigenen Lebens widergespiegelt fanden. Ich halte Dieter Nolls Roman Die Abenteuer des Werner Holt immer noch für eines der guten Bücher über den Zweiten Weltkrieg und angesichts neuer kriegerischer Abenteuer für immer noch wichtig. Einer trage des anderen Last, ein Film, der nach dem Buch des ebenfalls auf dieser Liste aufgeführten Wolfgang Held gedreht wurde, war 1988/89 ein ausgesprochener Kassenschlager. Sein Thema: Toleranz zwischen Christen und Marxisten und im weitesten Sinne zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Anschauung ist heute aktueller denn je.

Als wir vor kurzem in eine kleinere Wohnung umgezogen sind, haben wir uns von vielem getrennt, aber nicht von unseren Büchern, die wir im Laufe unseres Lebens zusammengetragen haben. Wir ahnten schon, daß es solch eine Bibliothek nicht wieder geben wird.

Was mich noch interessiert: Wie verhalten sich die ehemaligen DDR- SchriftstellerInnen, die nicht auf der Liste der „unerwünschten“ Autoren stehen, zu solch einer Klassifizierung ihrer KollegInnen. Erika Schwarz, Erfurt

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