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Lothars leere Aktendeckel

■ Fall de Maizière oder Fall Schäuble?

Berlin (taz) — „Wir sind empört über diese Art des Umgangs mit der Wahrheit“, sagte Hans Schwenke, Vorsitzender des Vereins „Bürgerkomitee 15. Januar“, das sich die Weiterführung der Arbeit des früheren Bürgerkomitees zur Auflösung des MfS zur Aufgabe gemacht hat. Der Persilschein für den CDU- Politiker de Maizière sei ein „Mißbrauch der Staatsräson zugunsten der Reinwaschung eines belasteten Spitzenpolitikers.“ Dankwart Brinksmeier (SPD), Stasi-Überprüfer in der Volkskammer, meinte, wenn der Innenminister sich gegen eine parlamentarische Untersuchung sperre, „könnte es passieren, daß aus dem Fall de Maizière ein Fall Schäuble wird“. Brinksmeier verwies darauf, daß de Maizière im Beisein des Rechtsanwalts und PDS-Vorsitzenden Gregor Gysi im März 1990 seine Akten in der Stasi-Zentrale zwei Tage lang eingesehen habe, heute seien aber nur noch vier leere Aktenordner vorzufinden mit dem Eintrag, daß sich darin 1.200 Seiten befunden hätten: „Was haben de Maizière und Gysi da zwei Tage lang gemeinsam angeschaut?“

Im Januar 1990 hatte ein führender Stasi-Offizier in einem anonymen Brief an den „Runden Tisch“ auf de Maizière aufmerksam gemacht: „Mir ist bekannt, daß nach jeder bedeutsamen kirchlichen Tagung bzw. Zusammenkunft von oppositionellen Gruppen, an der Rechtsanwalt de Maizière teilnahm, sofort ein konspiratives Treffen zwischen Major Hasse und ,Czerni‘ stattfand. Der am nächsten Tag gefertigte Treffbericht wurde sofort per persönlichen Kurier ins Ministerium für Staatssicherheit gebracht. Ich selbst habe mehrfach eine derartige Information weitergeleitet.“ Dies würde auch erklären, warum die Akte Czerni so dick war. K.W.

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