: Frieden um jeden Preis!
Die heutigen Nachrichten aus dem Irak sehen schlecht aus, schlecht auch für die deutsche Friedensbewegung. Die letzten schwerbewaffneten Saddam-treuen Eliteverbände haben anscheinend die Oberhand gewonnen gegen Versuche, die Diktatorherrschaft abzuschütteln. Diese Versuche sind ja, wie wir in den letzten Tagen hören konnten, auch in den kurdischen Gebieten Iraks aufgeflammt. Da hören wir, daß Saddam einen Verwandten zum Innenminister ernannt hat, der sich in der Vergangenheit dadurch ausgezeichnet hat, daß er Tausende von Kurden vergaste.
Was sagt dazu die Friedensbewegung?
Während die USA vorhatten, die gefährlichen Produktionsstätten und Lager der Iraker an Atom- und Gas- Giftwaffen auszurotten, schrien die Friedensfreunde in aller Welt: Frieden um jeden Preis. Die Amerikaner beugten sich diesem Druck und nahmen die weitere Herrschaft des erbarmungslosen Diktators in Kauf. Wenn jetzt das Terrorregime in Bagdad die schreckliche Unterdrückung der Kurden wieder in Gang setzt, wo stehen da die deutschen Friedensfreunde? Die Vergewaltigung Kuwaits wollten sie in Kauf nehmen?
Möchten die Denkenden in der Friedensbewegung sich bewußt werden, daß ein Sicheinmischen in die Weltpolitik immer auch Stellungnahme bedeutet. Die deutschen Politiker haben in den vergangenen Jahren ängstlich versucht, von den Verbrechen an den Kurden keine Kenntnis zu nehmen. Kommt es ihnen da nicht wie gerufen, daß eine große öffentliche Meinung ihnen zuschreit: Frieden um jeden Preis? Walter Hinze, Berlin
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