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Längster NS-Prozeß geplatzt

■ Wegen falscher Schöffenbesetzung ausgesetzt

Das seit den sechziger Jahren laufende und damit längste NS-Verfahren der deutschen Justizgeschichte ist ohne Urteil ausgesetzt worden. Die für Montag vorgesehene Sitzung der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Hannover im Prozeß gegen den 70jährigen Heinrich Niemeyer wegen Mordes an jüdischen Häftlingen platzte. Die Kammer hat nach Angaben einer Sprecherin des Landgerichts in einem den Prozeßbeteiligten übermittelten schriftlichen Beschluß eine falsche Besetzung der Schöffen festgestellt. Das ursprünglich für Juni vorgesehene Urteil könne das Gericht in seiner bisherigen Zusammensetzung nicht fällen. Ob das Verfahren eingestellt oder ein neues begonnen wird, sei noch nicht entschieden.

Niemeyer war in dem Prozeß vorgeworfen worden, als 22jähriger SS-Angehöriger im Januar 1945 auf einem Evakuierungsmarsch des Konzentrationslagers Auschwitz jüdische Häftlinge erschossen zu haben. Er hat dies immer bestritten. Eine Schwurgerichtskammer verurteilte ihn 1979 dennoch wegen Mordes zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe. Nachdem der Bundesgerichtshof dieses Urteil mit dem Hinweis zurückgewiesen hatte, es könne auch Totschlag in Betracht kommen, begann Anfang 1982 das neue Verfahren. Dabei vernahm die Kammer an über 300 Verhandlungstagen hunderte von Zeugen und reiste dazu in verschiedene Erdteile. dpa

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