: Treuhand will die Baukonjunktur ankurbeln
■ Liegenschaftstochter soll 1.000 Immobilien in Ostdeutschland veräußern
Berlin (ap/dpa/taz) — Mit dem Verkauf von 1.000 Grundstücken in der ehemaligen DDR entsprechend der neugeschaffenen Eigentumsregelung will die Treuhandanstalt in drei Monaten die Baukonjunktur in Ostdeutschland ankurbeln. Wie Treuhand-Vorstandsmitglied Hans Krämer gestern in Berlin sagte, wurde eine Liegenschaftsgesellschaft gegründet, die nun Gelände an Investoren verkaufen oder an Eigentümer zurückgeben will, wenn diese bereit sind zu investieren. „Wenn dann sofort mit dem Bau begonnen wird, könnte es zu einer dringend erforderlichen Belebung der Bauindustrie kommen“, meinte Krämer.
Bei der Vergabe der Grundstücke würden ostdeutsche Unternehmen bevorzugt. „Bei etwa 1.000 größeren Objekten rechnen wir mit einem Investitionsvolumen von 20 bis 25 Milliarden Mark, und zwar ausschließlich durch private Investoren“, sagte Krämer. Derzeit gebe es bereits 600 Anfragen für 313 Objekte. Dabei seien vor allem Grundstücke gefragt für den Bau von Kaufhäusern, Hotels und Verwaltungsgebäuden. „Die prominenten Flächen in Berlin, wie Friedrichstraße oder Unter den Linden, könnten wir mehrmals losschlagen“, erklärte der Treuhandvorstand.
Die Treuhand wies außerdem darauf hin, daß nach der vom Bundestag beschlossenen Regelung nun die Kommunen ungeachtet der Eigentumsverhältnisse über alle Grundstücke verfügen könnten, die in ihrer Rechtsträgerschaft stünden. Nach dem Einigungsvertrag wurde das DDR-Staatseigentum in die Rechtsträgerschaft von Bund, Ländern, Kommunen und der Treuhand gegeben. Die Treuhand sei zuständig für Grundstücke der ehemaligen Massenorganisationen, der SED, des Staatssicherheitsdienstes und für 8.000 Unternehmen. Aus diesen zigtausenden Objekten werde nun das erste Tausend angeboten.
Derzeit beschäftigt die Treuhand- Liegenschaftstochter 60 MitarbeiterInnen, in der Endausbaustufe sollen es 200 in der Zentrale und 300 in 15 Niederlassungen sein. Krämer kündigte an, daß die Liegenschaftsgesellschaft eng mit den Kommunen und Ländern zusammenarbeiten soll. Sprecher der Geschäftsführung und zuständig für den Verkauf ist Wolfgang Fink, der von der ECE- Immobiliengruppe Hamburg kommt. Für die Niederlassungen zuständig ist Geschäftsführer Hans-Joachim Lange, früheres Vorstandsmitglied der BOTAG (Berlin). Kaufmännischer Gschäftsführer ist Axel Popkowitz, bisher Geschäftsführer der Salzgitter Wohnungs GmbH.
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