: Berichte über Hungersnot in Basra
Nikosia/Bagdad/Washington/Teheran (ap/dpa/wps/afp) — Für die Bevölkerung im Südirak wird die Lage angesichts anhaltender Kämpfe offenbar immer bedrohlicher. Mehrere Augenzeugen berichteten am Montag, in Basra sei eine Hungersnot ausgebrochen. Aufständische würden immer noch einzelne Teile der Stadt kontrollieren. Die Truppen Saddam Husseins würden Panzer und Artillerie einsetzen.
„Basra ist mit Körpern übersät“, sagte ein Flüchtling. „Die Hunde fressen sie auf. Es gibt kein Essen und kein Wasser.“ Allein in Basra seien bei den Kämpfen bisher 5.000 Menschen ums Leben gekommen. Lebensmittel seien derart knapp, daß die Menschen mit Meerwasser verdünnte Tiernahrung zu sich nähmen. Allerdings würden weiße Hubschrauber — offenbar aus dem Iran — über den von den Aufständischen besetzten Vierteln der Hafenstadt Versorgungsgüter abwerfen. Die iranische Führung hat bisher bestritten, die schiitischen Rebellen im Süden des Landes zu unterstützen. Oppositionssprecher forderten am Montag die Nachbarländer des Iraks dazu auf, ihre Grenzen für internationale Hilfsgüter „wirklich“ zu öffnen.
In der staatlichen irakischen Presse wird nach zweiwöchigem Schweigen nun weiter ausführlich über die Aufstände berichtet, wobei Tod und Zerstörung allerdings dem „Mob“, also den Rebellen, zugeschrieben werden. Die Führung in Bagdad gab erstmals zu, daß bei den Kämpfen in Najaf und Kerbala auch die den Schiiten heiligen Stätten beschädigt wurden, und bestätigten damit iranische Angaben. Ein Sprecher des Obersten Rates für die Islamische Revolution im Irak sagte in Teheran, das Kampfgeschehen sei sehr wechselhaft. „Einige Gebiete mögen von Zeit zu Zeit vom Regime kontrolliert werden, aber unsere Streitkräfte erobern sie immer wieder zurück.“ So seien irakische Soldaten nach Kerbala vorgedrungen und später wieder vertrieben worden. Zu Gefechten sei es auch in Al Kut und Tannuna gekommen, sagte der Sprecher.
Auch nach Erkenntnissen des US- Geheimdienstes gehen die Kämpfe im Süden weiter. Außerdem kontrollierten die Aufständischen große Teile Kurdistans. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, die Provinzhauptstädte Erbil und Suleimaniyah seien in den Händen der Kurden, während die Regierungstruppen weiter die großen Städte Kirkuk und Mossul hielten. Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur 'Irna‘ ist Kirkuk jedoch am Dienstag morgen in die Hände der Opposition gefallen. 'Irna‘ bezog sich dabei auf den Rundfunksender der Patriotischen Union Kurdistans. Demnach übernahmen bewaffnete Peschmergas die wichtigsten Einrichtungen der kurdischen Stadt, die von der irakischen Armee mit Napalm und Phosphor bombardiert werde.
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