: Das Ergebnis
[...] Das wichtigste Ergebnis des 43tägigen Bomben- und Raketen- Spektakels am Golf:
— Der moderne Krieg der neuen intelligenten Waffensysteme (Laser, Video und Computerwaffen, die ihre Ziele selbst suchen, Raketen und Flugzeuge, die auf keinem Radarschirm mehr auftauchen) ist ein jederzeit berechenbares, begrenzbares und für die eigenen Truppen risikoarmes Unternehmen. [...]
In ihrem großen Spiel haben die Machthaber außerdem bewiesen:
— daß die Massen in Ost und West mit Hilfe der Medien in jede gewünschte Meinungsrichtung gelenkt werden können, schmerzlos, unmerklich.
— daß der religiöse Fanatismus — „Gott steht auf unserer Seite!“ — heute wie im Mittelalter zur Erzwingung sogenannter menschlicher, gerechter Ziele nützlich ist.
— daß das Faustrecht immer noch die beste Garantie für eine ruhige Zukunft ist. [...]
Ich denke:
Der entscheidende Unterschied zu den Grausamkeiten des Mittelalters ist doch wohl, daß jene öffentlich waren, gerechtfertigt wurden durch Gesetz und Glauben.
Die Menschenrechtsbewegung der letzten 200 Jahre hat vielleicht bewirkt, daß Untaten, Greueltaten, Folter, Überfälle, Menschenrechtsverletzungen NICHT mehr ÖFFENTLICH sein wollen. Das hat auch amnesty international gezeigt.
Jetzt soll auch der Krieg gereinigt, sterilisiert werden. Nicht öffentlich! Die blutige Seite wird einfach ausgelöscht. Das kann der Computer. Und schon wird aus dem ekelhaften Gemetzel ein schönes Spektakel:
Der Pilot, der aus seiner F16 klettert, gibt zu Protokoll: „Ich habe mich richtig wohlgefühlt da oben.“
Und die Opfer da unten, die Opfer, die Opfer...
Wenn wir also gegen den Krieg arbeiten wollen, hilft nur eines:
Den eigenen Geist, der täglich durch Medien und Umwelt auf Vordermann gebracht zu werden in Gefahr ist, ständig gegen den Strich zu bürsten, lebendig zu halten im NEIN- Sagen, furchtlos werden zu lassen im NEIN-Sagen; nicht um des Prinzips willen, sondern aus Vorsicht, aus gesundem Mißtrauen vor Manipulationen, aus mühsam erarbeiteten politischen Erkenntnissen und aus Verantwortung für die Welt, in der wir leben...
Denn auch das haben wir aus den 43 blutigen Tagen am Golf gelernt:
— wenn die Kriegsmaschinerie in Gang gekommen ist, ist sie schwer zu halten.
— Krieg senkt allgemein die Reizschwelle, die Aggressionsschwelle.
— Krieg zieht doch immer wieder neue Kriege nach sich ... denn Krieg und Sieg haben Vorbildcharakter!
Wehe uns, wenn jetzt FRIEDEN zu einem Schimpfwort wird ... Horb Schiöberg, Worms
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