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Tauchen geht schneller

■ Die vierte Station der Weltcup-Serie 1991 war Rostock Es könnte allerdings das letzte Mal gewesen sein

Berlin (taz) — Seit einer Woche dürfen die SchwimmerInnen auch auf 25-Meter-Bahnen Weltrekorde aufstellen. In Rostock profitierten davon die deutschen Mädchen in der 4 x 50-Meter-Lagenstaffel. Sie wird freilich selten geschwommen, so daß der sportliche Wert dieses Rekordes zu bezweifeln ist. Rostock litt als vierte Station der Weltcup-Serie nach Mailand, Malmö und Bonn unter mangelndem Interesse internationaler Stars. Die Ungarn und US- Amerikaner ignorieren die Wettbewerbe auf 25-Meter-Bahnen völlig. Trotz Weltrekord-Anreiz.

Übrig blieben zwar SportlerInnen aus 14 Ländern, aber es galt: viel Masse, wenig Klasse. In den 35 Wettbewerben kamen 20 Sieger aus deutschen Schwimmbecken. Höhepunkt des zweiten Wettkampftages in der Neptun-Halle war der Kurzbahn-Europarekord des Wiesbadener Rückenschwimmers Frank Hoffmeister. Über 50-Meter verbesserte der 25jährige Student seine erst vor sieben Tagen in Bonn aufgestellte Bestmarke um 19 Hundertstel auf 25,24 Sekunden.

„Ich bin von Weltcup-Ort zu Weltcup-Ort immer besser in Schwung gekommen“, sagte der gebürtige Erfurter Frank Hoffmeister. „Die neue Technik beim Wenden kommt mir sehr entgegen. Ich glaube, ich kann noch schneller sein“, meinte der 1,83 m große Modell-Athlet. Mit der neuen Wendetechnik — die Athleten müssen nicht mehr mit den Händen anschlagen — rollen die Rückenschwimmer derzeit die Bestenlisten auf. Außerdem ist ihre Tauchlust nicht mehr so stark gebremst und sie dürfen nach der Wende jetzt wieder 15 Meter weit tauchen.

Deshalb sorgen momentan vor allem die Rücken-Spezialisten für Schlagzeilen. Bereits am Freitag hatte der kanadische 100-Meter- Weltrekordhalter Mark Tewksbury seine dominierende Stellung im Weltcup untermauert. „Ich will alle sieben Stationen bestreiten und beim abschließenden Wettkampf in meiner Heimat möglichst einen neuen Weltrekord aufstellen“, kündigte der 23jährige Student an.

Von den deutschen Mädchen kraulten ebenfalls die auf dem Rücken liegenden am besten. Dagmar Hase, die Magdeburger Vize-Weltmeisterin über 100 Meter, gewann zweimal, lediglich auf der kurzen Sprintstrecke wurde sie von der Rostockerin Anja Eichhorst bezwungen.

Der Rostocker Lokal-Matador Nils Rudolph, der mit seinem Wechsel zur SG Hamburg ab 31. März für einigen Wirbel gesorgt hatte, konnte sich für die wenig überzeugenden Leistungen beim Bonner Arena- Schwimmfest rehabilitieren. Über 50 Meter Schmetterling schlug er ebenso als Erster an (24,43) wie auf der Freistil-Sprintstrecke (22,27).

Für seinen Wechsel nach Hamburg führt Rudolph berufliche Gründe an. Ihm wurde ein journalistisches Volontariat angeboten. In Rostock arbeitete er zuletzt im DTSB, der nicht mehr existiert. Mit ihm verliert der Rostocker Sport nach Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk eine weitere wichtige Integrationsfigur.

Ob die Ostseestadt mit ihren Spitzensportlern auch eine Traditionsveranstaltung verliert, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Die Neptun-Halle muß komplett umgebaut und erneuert werden. Da im Moment dafür die Gelder fehlen und die Stadtväter andere Sorgen im Kopf haben, ist die Länge der Bauzeit überhaupt noch nicht abzusehen. bossi

Frauen: 50 Meter Freistil: 1. Jingyi (China) 25,63, 200 m Freistil: 1. Osygus (Wuppertal) 1:59,62, 800 Meter Freistil: 1.Henke (Potsdam) 8:33,25, 50 Meter Rücken: 1.Eichhorst (Rostock) 29,02, 200 Meter Rücken: 1. Hase (Magdeburg) 2:07,89, 100 Meter Brust: 1. Hartung (Wuppertal) 1:08,93, 100 Meter Schmetterling: 1. Sievert (Wuppertal) 1:01,76, 200 Meter Lagen: 1. Shmelewa (UdSSR) 2:14,64, 4 x 50 Meter Freistil: 1.BRD 1:53,79.

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