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Irren ist menschlich

Drei kriminelle Jungs wollten letzten Mittwoch in Madrid den Bauunternehmer Adolfo Sobrino Murias entführen. Das Trio legte sich im feinen Villenvorort La Moraleja vor der Haustür des Unternehmers auf die Lauer. Als ein Auto vorfuhr, schnappten sich die Kidnapper den Fahrer, zwangen ihn mit vorgehaltener Pistole in ihr Fahrzeug, verbanden ihm die Augen und brausten davon. Perfekter Coup, gutes Timing. Nur leider war den drei Gangstern ein winziger Fehler unterlaufen. Sie hatten nicht den Bauunternehmer entführt, sondern den Hauslehrer seines Sohnes. Als sie ihren Irrtum bemerkten, entschuldigten sie sich und ließen den Lehrer frei.

Die andere Seite irrt sich auch schon mal: Eine philippinische Polizeieinheit glaubte, Sotero Llamas von der verbotenen Kommunistischen Partei erwischt zu haben. Dafür sollten sie eine Belohnung von rund 55.000 Mark erhalten. Die Gesetzeshüter waren ganz aus dem Häuschen und veranstalteten in Erwartung des Kopfgeldes gleich ein großes Besäufnis. Nach der feuchtfröhlichen Nacht stellte sich allerdings heraus, daß sie den Falschen geschnappt hatten. Das wird wieder Ärger geben. Die Polizeieinheit steckt nämlich schon knietief in Schwierigkeiten, weil sie kürzlich in Manila einen Architekten und seinen Chauffeur in der Annahme erschossen hatte, es handele sich um Autodiebe.

Selbst die Götter in Weiß, die sich eigentlich nicht irren dürfen, tun dies viel zu oft: In einer Genfer Klinik wurde eine 40jährige Frau in der 27. Woche ihrer Schwangerschaft von einem 750 Gramm leichten Mädchen entbunden. Weil das Baby nach Einschätzung des zuständigen Arztes keine Überlebenschancen hatte, legte er es, in ein Tuch gewickelt, auf die Heizung, um, wie er sagte, „der Natur ihren Lauf zu lassen“. Er ließ der Kleinen nicht einmal die nötigste Minimalversorgung — Reinigung der Atemwege, Infusion von Glukose und VitaminK — zukommen. Für ihn war das Bündel auf dem Heizkörper schon totes Fleisch. Nachdem die Mutter den Raum verlassen hatte, stellte eine Nachtschwester fest, daß das Baby noch am Leben war. Sie ließ dem Winzling die nötige Erstversorgung zukommen und legte es in einen Brutkasten. Das Kind überlebte und wird wahrscheinlich keine bleibenden Schäden davontragen. Der Arzt mit dem ungesunden Selbstvertrauen gab zu, sich verrechnet zu haben, fügte aber hinzu: „Es ist schwer zu sagen, ob ich einen Kunstfehler gemacht habe oder nicht.“ Irren ist schließlich menschlich! Karl Wegmann

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