„Schleichender Hirntod“

■ Kein Geld für die Erforschung der Alzheimerschen Krankheit

Heidelberg (dpa/taz) — In der Bundesrepublik leiden etwa 800.000 Menschen an der Alzheimerschen Krankheit, aber nur wenige Millionen Mark fließen in deren Erforschung. Deshalb fordert der Heidelberger Molekularbiologe Professor Konrad Beyreuther mehr Gelder für die Forschung, deren Ergebnisse zur Einsparung von Milliardensummen im Gesundheitswesen führen könnten. In den USA und Japan werde die Forschung wesentlich intensiver betrieben, sagt der Heidelberger Wissenschaftler. In Deutschland seien nur 40 Forscher auf diesem Gebiet tätig.

Beyreuther, der kürzlich für seine Arbeiten zur Erforschung der Ursachen der Alzheimerschen Krankheit als erster Ausländer den mit 250.000 Dollar dotierten Preis für Medizinische Forschung 1990 der amerikanischen „Metropolitan Life Foundation“ erhalten hat, glaubt, daß mit zunehmender Lebenserwartung der Menschheit die Zahl der Kranken dramatisch ansteigen werde, da in den meisten Fällen alte Menschen von dem „schleichenden Hirntod“ betroffen seien.

Die Alzheimersche Krankheit, eine zunehmende Hirnzellenzerstörung, entsteht durch Ablagerung der Substanz Amyloid zwischen den Zellen, die nicht mehr miteinander kommunizieren können. Amyloid bildet sich aus einem Eiweiß, wenn die Membran der Hirnzelle geschädigt wird und die Selbstreparatur erbbedingt oder wegen unzureichender Versorgung der Zellen mit bestimmten Stoffen nicht mehr funktioniert. Eine wirkungsvolle Therapie gibt es noch nicht.