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Neuer Anlauf auf Binnenmarkt für Südamerika

■ Argentienien, Brasilien, Uruguay und Paraguay unterzeichnen Mercosur-Vertrag/ Auswirkungen des Zollabbaus ungeklärt

Asuncion, (afp/ips/taz) — Nachdem die Lateinamerikanische Integrations-Vereinigung (ALADI) nach über zehnjährigem Bestehen kaum Fortschritte in Richtung eines gemeinsamen südamerikanischen Marktes gebracht hat, wollten gestern abend Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay mit der Unterzeichnung des „Mercosur“-Vertrages einen neuen Anlauf auf einen Binnenmarkt nehmen.

In einer ersten Etappe sollen sofort nach Unterzeichnung in den vier Staaten 47 Prozent der Importbeschränkungen aufgehoben werden. Bis zum 1. Januar 1995 sollen alle Zollschranken zwischen den Ländern ersatzlos gestrichen werden. Von diesem Datum an sollen Güter, Kapital, Dienstleistungen und Arbeitskräfte in dieser Wirtschaftszone ungehindert transferiert werden können.

1989 erwirtschafteten die vier Staaten mit einer Bevölkerung von insgesamt 190 Millionen Menschen ein Bruttoinlandsprodukt von 415 Milliarden Dollar. Die Auslandsverschuldung betrug etwa 190 Milliarden Dollar.

Diplomaten erklärten in Asuncion, das Gründungsdokument des „Mercosur“ werde für Lateinamerika eine ähnliche Bedeutung haben wie die „Römischen Verträge“ von 1957 für die EG. Allerdings unterscheidet sich der „Mercosur“ in wesentlichen Bereichen deutlich vom EG-Binnenmarkt. Der innerregionale Handel der vier Länder beträgt bisher nur 15 Prozent, in der EG hingegen 60 Prozent. Völlig ungeklärt auch sind die Auswirkungen des Zollabbaus auf bisher stark protegierte Branchen wie beispielsweise die argentinische Textilindustrie.

Fraglich ist darüber hinaus, ob die Regierungen bis 1994 die Inflation in ihren Ländern hinreichend werden bekämpfen können. Zudem bedrohen soziale Konflikte in den von Massenarmut geprägten Ländern die politische Stabilität des neuen Zusammenschlusses.

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