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Geheimdienstchef belastet Pinochet

■ Chilenisches Heer will Menschenrechtsbericht ablehnen

Santiago (afp) —In Chile ist nach dem am Montagabend ausgestrahlten Fernsehinterview mit dem früheren Geheimdienstchef General Manuel Contreras die Diskussion um den Oberbefehlshaber des Heeres, Augusto Pinochet, erneut entbrannt. Contreras hatte in dem Interview bestätigt, daß Pinochet über alle Vorgänge im berüchtigten Geheimdienst Dina Bescheid wußte. Die Dina war im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Berichtes über Menschenrechtsverletzungen unter der Militärdiktatur für viele der Morde und Folterungen verantwortlich gemacht worden. Als Hauptverantwortlichen sahen verschiedene Politiker jedoch Pinochet, dessen Rücktritt sie deshalb forderten.

Contreras untermauerte indirekt mit seinen Aussagen nun die Hauptthese des Regierungsberichtes, daß der Geheimdienst dem Ex-Diktator direkt unterstellt und Pinochet damit für die von der Dina begangenen Verbrechen verantwortlich war.

Unterdessen berichten chilenische Zeitungen, daß Heer und Marine den im Auftrag der Regierung ausgearbeiteten Menschenrechtsbericht als unausgewogen zurückweisen wollen. Luftwaffe und uniformierte Polizei hingegen wollen den sogenannten Rettig-Bericht akzeptieren. Der Bericht der Kommission für Wahrheit und Versöhnung dokumentiert an die 2.300 Fälle von politischem Mord während der 17jährigen Militärdiktatur.

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