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Wirtschaftsnotizen: Döblinger macht bei Stern-Radio die Musik / Fielmann blickt in Mecklenburg durch / Bad Köstritzer Schwarzbierbrauerei privat / Konzept für Technologieregion Jena / Drohende Entlassungen nicht abgewendet

Döblinger macht bei Stern-Radio die Musik

Die Münchner Döblinger Industriebau (DIBAG) übernimmt mit Stern-Radio einen der ehemals größten Produzenten für Unterhaltungselektronik in Ostdeutschland. Bereits vor Tagen sei ein Vertrag zwischen der Stern-Radio-Unternehmensleitung, der Treuhand und der DIBAG unterzeichnet worden, berichtete der 'Tagesspiegel‘.

Auf dem rund 128.000 Hektar großen Gelände solle ein Industriepark entstehen, auf dem sich junge Unternehmen kostengünstig niederlassen können. Der Betriebsrat kritisierte die Übernahme, hieß es. Von ehemals 3.200 Beschäftigten säßen bereits seit Dezember 1990 1.750 auf „Kurzarbeit null Stunden“. Das Konzept biete den Beschäftigten kurzfristig keine Perspektive. Bis Mitte 1992 sollen lediglich 300 neue Stellen geschaffen werden, 1993 insgesamt 1.320 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.

Fielmann blickt in

Mecklenburg durch

Mit Investitionen von 71 Millionen Mark will der größte deutsche Optiker, Fielmann (Hamburg), noch in diesem Jahr ein flächendeckendes Netz von Brillenfachgeschäften in den neuen Bundesländern einrichten. Die erste ostdeutsche Fielmann-Filiale wurde am Donnerstag in Schwerin vorgestellt, die zeitgleich mit einem Geschäft in Wismar am 2. April eröffnet wird.

Mit rund 43 Niederlassungen im Osten Deutschlands will Fielmann 530 Dauerarbeitsplätze und 105 Lehrstellen schaffen, sagte Firmenchef Günther Fielmann am Donnerstag in Schwerin.

Zusätzlich sei die Einrichtung von sechs Regionalwerkstätten geplant. Für Fielmann habe die Expansion im Osten „oberste Priorität“. Der Brillenspezialist sieht optimale Voraussetzungen in der Ex- DDR, um dort das Ziel von rund 35 Prozent Marktanteil zu erreichen. Mittelfristig plant Fielmann in Ostdeutschland einen Umsatz von rund 100 Millionen DM.

Nach westlichem Standard seien die Bürger in den neuen Bundesländern im Optiksektor „total unterversorgt“, sagte Fielmann. Die meisten ostdeutschen Optiker bieten seit der Währungsumstellung keine Kassenbrillen mehr an, mit der Begründung, die Leistungen der Kassen seien nicht mehr kostendeckend. Dazu Fielmann: „Wir kämpfen in der ostdeutschen Region um jeden Kunden, das werden die Kollegen hier noch lernen müssen.“

Bad Köstritzer Schwarzbierbrauerei privat

Die bisher von der Berliner Treuhand verwaltete Schwarzbierbrauerei in Bad Köstritz, eine der ältesten und traditionsreichsten Brauereien Deutschlands, ist seit Donnerstag in privater Hand. Neuer Eigentümer ist die westdeutsche Bitburger Brauerei aus der Eifel.

Schon seit Mai 1990 hatte diese das thüringische Unternehmen im Rahmen eines Kooperationsvertrages bei der Herstellung und dem Vertrieb unterstützt und beraten. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Bitburger Brauerei, Theodor Simon, am Donnerstag auf einer Festveranstaltung in Bad Köstritz erklärte, soll die Köstritzer Brauerei, die bereits seit 1543 besteht, mit ihren Produkten eigenständig weitergeführt werden.

Sie bleibe als rechtlich selbständiges Unternehmen ein in die Bitburger Getränkegruppe integrierter Betrieb. Die Bitburger Brauerei will alle 229 Mitarbeiter übernehmen. Mit Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe bei Technik, Produktausstattung, Verkauf sowie Werbung wolle die Bitburger den Absatz steigern. Es sei geplant, so Simon, in einigen Jahren im Stammgebiet wieder 500.000 Hektoliter jährlich abzusetzen.

Konzept für Technologieregion Jena liegt vor

16.000 neue Arbeitsplätzen für die Technologieregion Jena in den nächsten Jahren hält eine Studie des Stanford Research Institut International (SRI), USA, für möglich, die jetzt Thüringer Landespolitikern sowie Politikern der Stadt und umliegender Kreise in Jena präsentiert wurde.

Wie die Pressestelle der „Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH“ mitteilte, nahmen an der Veranstaltung auch Vertreter von Parteien, Industrieunternehmen, wissenschaftichen Institutionen und in Jena vertretenen Banken teil. Die Arbeit empfiehlt den strukturell ausgewogenen Aufbau einer Industrie-Agglomeration aus Optik, Optoelektronik, Mikrosystemtechnik sowie Präzisionsmechanik und knüpft damit an vorhandene Potenzen der Region Jena an. Zudem böten internationale Wachstumsraten von derzeit acht bis fünfzehn Prozent in diesen Teilmärkten eine gute Grundlage.

Die an der Studie beteiligten Experten, die bei deren Ausarbeitung mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik der Region zusammenwirkten, halten das Vordringen innovativer und unternehmerischer Kräfte dieses Technologieraums auf neue Märkte für realistisch, unterstreicht die Presseinformation.

In Fortführung des SRI-Projektes werde bis Mitte des Jahres ein Wiederaufbauprogramm ausgearbeitet. Dies erfolge in Regie der regionalen Wirtschafts- Förderungsgesellschaft Jena, die im April gegründet werde.

Drohende Entlassungen nicht abgewendet

Frankfurt an der Oder müsse als Industriestandort erhalten bleiben. Mit dem Dienstleistungsbereich und der Wissenschaft allein sei die Zukunft nicht zu gewinnen, meint der brandenburgische Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) am Donnerstag in Frankfurt/Oder. Zuvor hatte er gemeinsam mit dem Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Hinrich Enderlein (FDP), das Halbleiterwerk und das Institut für Halbleiterphysik besucht. In beiden Einrichtungen stehen umfangreiche Entlassungen bevor. Allein im Halbleiterwerk droht zum 1.Juli über 1.900 Beschäftigten das Aus. Bisher habe man es nicht geschafft, so Hirche, im erforderlichen Umfang neue Arbeitsplätze oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen anzubieten.

Walter Hirche sprach sich für Umstrukturierung und Sanierung aus, damit „in einer späteren Phase“ eine Privatisierung des Werkes erfolgen könne. Als eine mögliche neue Produktionsrichtung nannte er die Solartechnik.

Während eines zweiten Runden Tisches Mitte April soll im Halbleiterwerk weiter über die Zukunft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze beraten werden. Unbedingt seien auch Neuansiedlungen von Industrien erforderlich. Sie sollten mit Elektrotechnik und Elektronik zu tun haben, um die hohe Qualiflikation der frei werdenden Halbleiterwerker zu nutzen.

Dem Institut für Halbleiterphysik räumten beide Minister Chancen für einen Platz in der wissenschaftlichen Landschaft des Landes ein. Hinrich Enderlein verwies auf drei künftige Hauptlinien, die in den Bereichen Sensorik/Schaltkreise, Halbleiter-Materialforschung und Hochschulforschung, Lehre, Ausbildung liegen könnten.

Alle bisherigen Überlegungen zur Zukunft des Instituts seien allerdings mit einem „dramatischen Personalabbau“ verbunden. Mitarbeitern, die nicht in die neuen Strukturen übernommen werden können, müsse „mittelfristig eine Perspektive geboten“ werden, so der Wissenschaftsminister.

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