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Kurden befürchten ein zweites Halabja

■ Kurdische und irakische Oppositionelle bitten um Hilfe

Berlin (taz) — Was sie denn mit einer Pressekonferenz bezweckten, fragte einer gleich zu Beginn, und Khadim Habib, derart tumbe Fragen offenbar gewöhnt, antwortete ungerührt: „Weil Halabja demnächst auch in Kirkuk passieren kann.“ Während im Nordirak Saddams loyale Truppen auf die von Kurden besetzte Stadt vorrückten, appellierten in Berlin Habib, ZK- Mitglied der Kommunistischen Partei Iraks, und Roj Schawai, Mitglied des Politbüros der Demokratischen Partei Kurdistans, an die deutsche Öffentlichkeit, den Aufstand im Irak durch Demonstrationen, Spenden und Druck auf internationaler Ebene zu unterstützen. „Sonst wird das ganze Volk regelrecht geschlachtet.“ Beide Politiker fürchten, Saddam werde gegen die Aufständischen „alle Waffen einsetzen, die ihm zur Verfügung stehen“.

Auch die Bundesrepublik, mit deren Hilfe der Irak sein chemisches Waffenarsenal aufgebaut habe, müsse sich jetzt überlegen, wie sie ihre Solidarität mit dem irakischen und dem kurdischen Volk zeigen könne. Was sich gegenwärtig im Irak abspiele, sei kein Aufstand der Kurden und der Schiiten, sondern ein Massenaufstand, erklärte Habib. Beiden Exilpolitikern war die Verbitterung darüber anzumerken, daß Saddam Hussein in der internationalen Öffentlichkeit wie auch im Weißen Haus vom arabischen Hitler wieder zu einem strategisch möglicherweise brauchbaren Diktator heruntergekocht worden ist. Es sei schon auffällig, meinte Habib, „daß Saddam jetzt öfter wieder als Präsident und nicht mehr als Diktator tituliert wird“.

Schawais Parteichef Masud Barsani forderte unterdessen UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar auf, die Verteilung internationaler Hilfssendungen nicht den Verantwortlichen in Bagdad zu überlassen, sonst kämen 95 Prozent der irakischen Bevölkerung nicht in den Genuß der Hilfen. 17 Millionen Dollar Nahrungsmittelhilfe hat inzwischen die Welternährungsorganisation (FAO) bewilligt. Die Versorgungslage in dem durch Alliierte völlig zerbombten Land hat sich nach Angaben der FAO so dramatisch zugespitzt, daß die Menschen bereits Getreide äßen, daß für das Vieh bestimmt ist. Andrea Böhm

Um Spenden zur Unterstützung der Menschen in Irakisch-Kurdistan bittet dringend medico international unter dem Stichwort „Kurdistan“ auf das Konto: Postgiro 6999-508 Köln/ Frankfurter Sparkasse 1800 (BLZ 500 501 02)

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