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Fans gegen Fans — aber friedlich

■ Hertha BSC gewann in Berlin die erste gesamtdeutsche Meisterschaft für Fanklubs

Berlin (taz) — Hertha BSC ist Deutscher Fußball-Meister! In einem packenden Finalduell besiegten die Berliner die Waldhof-Buben aus Mannheim mit 2:0. Die Torschützen waren Boldt per Handelfmeter und Wagner per Fuß. Hertha ist somit berechtigt, an den Europacupspielen der nächsten Saison teilzunehmen. So geschehen natürlich nicht im richtigen Fußballeben, sondern bei der Deutschen Meisterschaft der Fußball-Fanklubs in Berlin-Köpenick.

Unter dem Motto „Fair geht vor!“ trafen sich zwölf Mannschaften aus dem gesamten Bundesgebiet und agierten oft effektiver als ihre ruhmreichen Vorbilder: Bei einer Spielzeit von bloß 2 x 15 Minuten schaffte es zum Beispiel die Union-Elf aus Erkner, die Jungs von Union Wulheide Berlin mit 5:0 abzubürsten. Die gastgebenden Wuhlheider konnten sich aber mit dem vom Senat gestifteten Fairneß-Pokal trösten. Ging fair etwa wirklich vor? Ausgerichtet wurde die Meisterschaft auf dem Gelände und mit Hilfe des 1.FC Union Berlin. Der Traditionsverein ist Tabellenführer der Zweiten Liga Ost (Staffel Nord) und verlor am Wochenende sein erstes Punktspiel der Saison überhaupt. Bei diesem offiziellen Fanturnier waren aber ähnlich der Bundesliga „gemischtgeschlechtliche Mannschaften“ nicht geduldet — bloß gefeiert werden darf gemeinsam. „Wir müssen uns um die Fans kümmern, solange sie friedlich sind, und sie nicht erst wahrnehmen, wenn es gewalttätig wird“, sagt Thomas Körner. Er ist der Veranstalter des Turniers und Betreuer von circa 50 Union-Fanklubs. Die Fanbetreuung bei Union ist schon seit einigen Jahren vorbildlich. Wurden die Klubs in den 70er Jahren noch illegal gegründet und bestenfalls geduldet, konnten sie sich in den 80ern richtiggehend etablieren und bekamen Unterstützung durch ihren Verein. So können sie dessen gut gepflegte Anlagen nutzen, wenn die Fanklubs in einer eigenen Liga um den Berliner Meistertitel spielen.

„Jetzt, wo im Osten die gesamte Jugendarbeit den Bach heruntergeht, müssen wir besonders aufpassen. Wenn die Fans ihr Klubleben und die damit verbundenen Freundschaften verlieren, könnte sich daraus schnell ein neues Gewaltpotential entwickeln“, meint Körner. Er sei sicher, daß dem besonders im Beitrittsgebiet existierenden Hooligan-Problem nicht nur mit verstärktem Polizeieinsatz beizukommen ist. Vor allem dann nicht, wenn die Polizisten alle im Stadion anwesenden in einen Topf werfen. „Wer immer wie ein Gewalttäter behandelt wird, wird dann am Ende vielleicht auch einer.“ Daß soziale Gründe eine Rolle bei den Schlägereien im Stadion spielen, glaubt Thomas Körner nicht: „Einige von unseren Hools haben wirklich gute Jobs und verdienen viel Geld, andere liegen buchstäblich auf der Straße.“ Automatische Schlußfolgerungen lassen sich also kaum ziehen.

Nicht zuletzt deswegen bietet der 1.FC Union Berlin seinen Fans seit einigen Monaten einen besonderen Service an: Informationsveranstaltungen über Recht, Weiterbildung und Umschuldung. Elke Wittich

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