: Wenig Interesse für Ostermarsch-Ritual
■ Enttäuschende Teilnehmerzahlen bei den bundesweiten Ostermärschen: Veranstalter sprechen von 85.000 MitmarschiererInnen und „nachlassender Betroffenheit“ nach dem Ende des Golfkriegs
Frankfurt (dpa) — Die Ostermarschkampagne 1991 ist am Montag mit Forderungen nach radikaler Abrüstung, dem Verbot von Rüstungsexporten und einer Friedensordnung für den Nahen Osten zu Ende gegangen. Rund 85.000 Menschen — etwas weniger als im vergangenen Jahr — beteiligten sich nach Angaben des zentralen Ostermarschbüros an den Aktionen. Die Polizei sprach durchweg von erheblich niedrigeren Teilnehmerzahlen. Die VeranstalterInnen selber hatten mit bundesweit insgesamt 90.000 OstermarschiererInnen gerechnet.
Als möglichen Grund für die vergleichweise mäßige Beteiligung an den zusammen etwa 300 Aktionen der Friedensbewegung während der Osterfeiertage nannte ein Sprecher der OrganisatorInnen das Ende des Golfkriegs: Dieses habe offensichtlich bei vielen Bürgern zu nachlassender Betroffenheit geführt. Zahlreiche Menschen fühlten sich auch einfach ohnmächtig, weil die weltweiten Proteste bei den Kriegsteilnehmern ungehört verhallt seien.
Kritisch zu den Forderungen der Ostermarschierer äußerte sich am Montag Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU): „Saddam mordet weiter. Die Ostermarschierer haben diesen Skandal übersehen“, heißt es in einer in Bonn verbreiteten Stellungnahme Blüms.
Die größten Abschlußkundgebungen mit Tausenden von TeilnehmerInnen fanden am Ostersonntag in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Kassel, Dortmund, Nürnberg und im Dreyecksland am Oberrhein statt. In Hamburg beteiligten sich bei strömendem Regen am Ostermontag rund 1.000 Personen am Ostermarsch, in Berlin mehrere tausend Menschen. Die zentrale bayerische Abschlußkundgebung in Nürnberg stand unter dem Motto „Gegen Krieg und Gewalt“. Die Friedensdemonstranten forderten, Konflikte künftig politisch zu lösen.
Die Ostermärsche in den ostdeutschen Bundesländern waren meist von den wirtschaftlichen Sorgen der dort lebenden Menschen geprägt. In Frankfurt/Oder beklagte die Bundestagsabgeordnete Vera Wollenberg (Grüne/Bündnis 90), daß deutsches Geld an der Zerstörung des Irak statt am Aufbau der neuen Bundesländer mitgewirkt habe. In Dresden trat der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Ullmann (Bündnis 90/Grüne) dafür ein, einzelnen Staaten das Recht auf Kriegsführung abzusprechen.
Skins wollten Mahnwache überrennen
Freiburg (dpa) — Nach heftigen Ausschreitungen in der Freiburger Innenstadt hat die Polizei in der Nacht zum Ostersonntag 24 Skinheads und Hooligans im Alter zwischen 15 und 18 Jahren festgenommen. Sie waren randalierend durch die Straßen gezogen und hatten wahllos auf Passanten eingeschlagen. Drei Menschen wurden verletzt. Laut Polizei wollten die Hooligans und Skinheads zunächst eine Mahnwache gegen den Krieg am Bertoldsbrunnen überrennen. Dies verhinderte die Polizei. Dann versuchten die Jugendlichen gewaltsam und unter Einsatz von Tränengas in eine Diskothek einzudringen. Auch dies mißlang. Im Colombipark setzte die Polizei Diensthunde ein und nahm 24 Jugendliche fest. Bei den Festgenommenen wurden Gaspistolen, Gassprühgeräte, Springmesser, Wurfsterne und anderes gefunden.
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