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US-Computerriese IBM auf Schrumpfkurs

■ 14.000 der noch 400.000 Stellen sollen weltweit gestrichen werden

New York (dpa/taz) — Mit der Ankündigung, wegen des Ertragseinbruchs im ersten Quartal 1990 weltweit rund 14.000 weitere Stellen zu streichen, hat der weltgrößte Computerhersteller IBM seine Beschäftigten schockiert. Gegenwärtig beschäftigt das Unternehmen noch insgesamt 400.000 Personen. Mit dieser Hiobsbotschaft aus Armonk, New York, dem Sitz des Weltkonzerns, wurde auch die Ertragsprognose für das Gesamtjahr 1991 auf den Kopf gestellt und überdies Hoffnungen zunichte gemacht, daß die moderne Computerbranche Amerikas Wirtschaft aus der Rezession ziehen werde. Mit dem Arbeitsplatzabbau will IBM jährlich 800 Millionen Dollar einsparen.

Probleme gibt es offenbar in vielen Produktbereichen mit Ausnahme von Software, Dienstleistungen und Workstations. Betroffen ist im Unterschied zu früheren ertragsschwachen Zeiten diesmal auch das Auslandsgeschäft. Als Hauptgrund nannte ein IBM-Sprecher weniger den schärfer werdenden Konkurrenzkampf, sondern die Tatsache, daß die Kunden wegbleiben. Die Computerbranche gilt als Lokomotive der Gesamtwirtschaft. Kommt dieser Schlüsselsektor ins Stocken, könnte die Erholung hinausgezögert werden.

Kleinrechner mit ihren geringen Gewinnmargen machen Computerherstellern wie IBM am meisten zu schaffen. Diese Geräte werden immer häufiger für Arbeiten eingesetzt, die früher Großrechner verrichteten. Ferner sind die Hersteller nach Angaben von Fachleuten Opfer ihrer eigenen Rabattpolitik geworden. Schließlich haben auch Wechselkursverschiebungen die Ertragsentwicklung im ersten Quartal negativ beeinflußt, vor allem bei Unternehmen wie IBM, bei dem mehr als 60 Prozent des Umsatzes aus dem Ausland kommen.

Um Kosten zu sparen und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, wird die Zahl der Beschäftigten gekürzt, allerdings auf freiwilliger Basis: Mit finanziellen Anreizen will man den frühzeitigen Ruhestand attraktiver machen. IBM-Kenner meinen aber, das Unternehmen müsse weitere 10.000 bis 20.000 Stellen abbauen, weil die Fertigungskosten im Vergleich zur japanischen Konkurrenz zu hoch seien.

In den vergangenen fünf Jahren wurden im Rahmen von Umstrukturierungsmaßnahmen bereits 7.800 Führungsposten und 60.000 Angestelltenjobs eingespart sowie 65.000 Mitarbeiter umgeschult. Wall- Street-Fachleute gehen davon aus, daß sich für IBM die Lage gegen Jahresende bessern wird, wenn die neuen Produkte auf den Markt kommen.

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