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„Mord ist kein Mittel“

■ Ostberliner reagieren betroffen und mit Gleichgültigkeit

Hinter dem Mordanschlag auf Treuhand-Chef Rohwedder vermuten viele Berliner die Stasi oder terroristische Gruppen aus der ehemaligen DDR. „Der Mord ist sicherlich ein gemeiner Racheakt der Staatssicherheit“, meint Hans-Peter Schulz aus Hohenschönhausen am Dienstag morgen auf dem Berliner Alexanderplatz. Er befürchtet, daß die Stasi mit dem Mord die Arbeit der Treuhand behindern will oder „wichtige Erkenntnisse“ zu vertuschen sucht.

Von dem Anschlag zeigen sich viele auch sehr betroffen. „Das Ganze ist eine große Schweinerei und völlig unnütz“, empört sich Margot Heimreich aus Treptow. Ihrer Meinung nach ist Mord kein Mittel, um „Probleme zu lösen“. Die Treuhand zu kritisieren, sei sicherlich gerechtfertigt, doch bei dem Anschlag müsse man in erster Linie das Menschliche sehen, meint die 48jährige Berlinerin.

Für Hans Kelling aus Köpenick macht die Tat keinen Sinn. „Mit der Arbeit der Treuhandanstalt unzufrieden zu sein, ist doch kein Motiv, einen Menschen hinterhältig umzubringen“, sagt der 53jährige. Auch er hält die Entscheidungen der Treuhand vielfach für unsinnig oder schlecht, doch durch die Ermordung Rohwedders sei anderen Lösungen nicht gedient. „Im Gegenteil, der Anschlag wirft ein negatives Licht auf die weitere Entwicklung und den Aufbau der neuen Länder.“

Unruhigen Zeiten sieht Margarete Klassen entgegen. „Der Mord und der Anschlag auf die Treuhand- Außenstelle am Prenzlauer Berg vom Freitag sind sicher nur der Anfang, da wird bestimmt noch Schlimmeres auf uns zukommen“, meint die 39jährige Brandenburgerin. Für sie war die Nachricht über den Tod des Treuhand-Chefs ein großer Schrecken.

Völlig uninteressiert zeigen sich hingegen viele ältere Bürger. „Mich geht das Ganze doch nichts mehr an“, meint der 83 Jahre alte Bernhard Baumeister. Von der Arbeit der Treuhandanstalt, aber auch von dem Mordanschlag auf Rohwedder zeigt er sich unbeeindruckt. Auch Renate Meyenburg aus Berlin-Mitte wehrt ab. „Ob sie den nun umgebracht haben oder nicht, das betrifft mich nicht“, meint die 71jährige Rentnerin. Für sie würde sich sowieso nicht mehr viel ändern. Den „Machenschaften des Herrn Rohwedder oder anderer Vertreter dieser Anstalt“ fühle sie sich als ehemalige DDR- Bürgerin hilflos ausgeliefert. dpa

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