: Pakistan fordert UNO-Schutz für Chost
Islamabad (dpa) — Pakistan hat die Vereinten Nationen aufgerufen, Vergeltungsmaßnahmen der Regierung im Nachbarland Afghanistan gegen die vor wenigen Tagen von den Rebellen eroberte Stadt Chost zu verhindern. Sprecher der Mudschaheddin, der religiös motivierten Widerstandskämpfer gegen die von der Sowjetunion unterstützten Regierung in Kabul, hatten in der Nacht zum Dienstag in der pakistanischen Grenzstadt Peschawar erklärt, vier Scud-Raketen seien in Chost eingeschlagen, 14 Menschen seien dabei getötet und weitere 35 verletzt worden. Das schlechte Wetter habe die Regierungstruppen vor weiteren Vergeltungsaktionen gegen die am Sonntag von den Rebellen eroberte Stadt abgehalten, so die Sprecher.
Westliche Diplomaten gehen davon aus, daß die lang umkämpfte Stadt letzlich in die Hände der Mudschaheddin gefallen sei, weil Kabul nicht in der Lage gewesen sei, die eigenen Truppen in der Stadt zu unterstützen. Rund 2.000 Mann der Regierungseinheiten haben sich diesen Darstellungen zufolge unmittelbar nach der Eroberung des Flughafens der Garnisonsstadt ergeben. Unbestätigten Berichten zufolge sind inzwischen schwerbewaffnete Einheiten nach Gardes unterwegs, das etwa 50 Kilometer von Chost entfernt ist. Die Afghanische Übergangsregierung der Rebellen (AIG) rief am Dienstag die Weltöffentlichkeit zur medizinischen Unterstütztung für die Opfer auf.
Die Einnahme von Chost könnte nach Ansicht von Beobachtern die militärische Pattsituation mittelfristig in Bewegung bringen. Die Mudschaheddin haben beim Kampf um die Stadt offenbar bisher unbekannte Disziplin gehalten. Das gemeinsame Kommando der Rebellen leitete Jalaluddin Haqqani, ein Kommandeur der Junus-Chalis-Gruppe, dem sich in seltener Eintracht sogar die Kämpfer des Erzfundamentalisten Hekmatyar unterordneten.
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