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Serbien gegen Anschluß von Krajina

■ Präsidenten der Teilrepubliken erneut zusammengetroffen/ EG-Troika informiert sich über Krise

Belgrad (afp) — Die serbische Regierung und das serbische Parlament haben sich gegen den Vorschlag der nationalistischen Opposition ausgesprochen, die hauptsächlich von Serben bevölkerten Gebiete in Kroatien an Serbien anzuschließen, meldete die jugoslawische Nachrichtenagentur 'Tanjug‘ am Donnerstag. Nach Ansicht der serbischen Regierung stellt der Vorschlag die vom Republikparlament am Dienstag verabschiedete Erklärung zu einer friedlichen Beilegung der Krise in Jugoslawien in Frage. Das Parlament müsse die Entscheidungen des jugoslawischen Staatspräsidiums und der Präsidenten der sechs jugoslawischen Teilrepubliken respektieren, die am Donnerstag erneut in Belgrad zusammenkamen, um über einen Ausweg aus der Krise zu beraten.

Am Montag hatten die vorwiegend von Serben bewohnten Distrikte in Kroatien, die sich unlängst zur Autonomen Serbischen Region Krajina zusammengeschlossen hatten, beschlossen, sich der Teilrepublik Serbien anzuschließen. In der Region, die ein Fünftel des kroatischen Territoriums ausmacht, lebt die Hälfte der 600.000 Serben in Kroatien.

Am Mittwoch abend war es in zahlreichen Ortschaften in Kroatien zu Zusammenstößen zwischen Serben und Kroaten gekommen, wobei auch Schüsse fielen. Die in Belgrad erscheinende Zeitung 'Borba‘ schrieb am Donnerstag, das Kabinett des serbischen Präsidenten Slobodan Milosević habe bestritten, daß dieser der Autonomen Region Krajina je Waffenhilfe versprochen habe. Dies hatte am Vortag der für die Region zuständige Polizeichef angedeutet. Unterdessen traf eine Delegation der EG in Belgrad ein, um sich über die Lage in Jugoslawien zu informieren. Die Delegation setzt sich aus den Außenministern Luxemburgs, Italiens und der Niederlande zusammen. Jacques Poos, Gianni De Michelis und Hans Van den Broek wollen in der jugoslawischen Hauptstadt Möglichkeiten für eine friedliche Lösung der Krise erörtern. Geplant sind u.a. Gespräche mit Außenminister Budimir Loncar und Ministerpräsident Ante Marković.

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