: Hamburger Stichelei gegen Bremer Häfen
■ Die Konkurrenz belächelt Bremer Ausbaupläne für Container-Hafen / Sinkender Umschlag in Bremerhaven
Die Hamburger Konkurrenz des Container-Terminals in Bremerhaven kann sich freuen. Während der Umschlag von Containern in Bremen 1990 im Vergleich zum Vorjahr abnahm, stieg die Statistik in Hamburg steil nach oben. Zum geplanten Ausbau des Bremerhavener Container-Terminals äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen-und Lagerhaus-Aktiengesellschaft, Helmuth Ernst, gestern zur taz so: „Als Kaufmann sage ich mir: Komisch, daß da jemand, der heute schon so großzügig ausgestattet ist, und dessen Zahlen so überzeugend nicht sind, noch so stark investiert.“
Helmuth Ernst will seine Äußerungen nicht als Kritik an der Bremischen Hafenpolitik verstanden wissen. Ernst: „Wir bewundern wertfrei den Mut und die Mittel, die man in Bremen hat. Ich empfinde auch Bewunderung für die Bremer Kollegen, denen es gelingt, derartige Mittel im Landeshaushalt locker zu machen.“ Um von gleichen Wettbewerbsbedingungen ausgehen zu können, hätte Helmuth Ernst gerne ebensoviel Geld zur Verfügung wie seine Bremer KollegInnen.
In einer „nüchternen Feststellung“ fügte der Vorstandsvorsitzende hinzu, daß die Hamburger Hafengesellschaft mit nur 14 Containerbrücken fast 10 Millionen Tonnen bewegt habe, während der BLG für ihre 11,5 Millionen Tonnen 24 Kräne zur Verfügung stünden.
Uwe Will, Pressesprecher des Bremer Häfenssenators, will den Vorwurf des sinnlosen Ausbaus von Überkapazitäten nicht auf sich sitzen lassen. „Der Rückgang im letzten Jahr ist keine Andeutung einer einsetzenden Talfahrt. Wir haben seit Jahren ansteigende Zahlen gehabt und Sie können davon ausgehen, daß der Pfeil bald wieder nach oben zeigt“, so Will zur taz.
Will weiter: „Herrn Kern stört wahnsinnig, daß wir uns um den Fernost-Verkehr bemühen. Er ist der Meinung, wir sollten uns auf die USA und Kanada beschränken, weil der Ferne Osten eine Hamburgische Domäne sei. So hat auch früher mal der Pabst die Welt in spanische und portugiesische Katholiken eingeteilt.“
Auch Pressesprecher Hartmut Schwerdtfeger von der BLG ist optimistisch und rechnet für die nächsten Jahre mit einem durchschnittlichen Zuwachs im Containerverkehr von 5,5 Prozent.
1990 hat die von der BLG umgeschlagenen Container-Tonnage gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent abgenommen. 1989 war sie dagegen noch um 12,3 Prozent angestiegen. Die Hamburger Hafen-und Lagerhaus-Gesellschaft verzeichnete 1990 eine Zunahme des Container-Umschlags um 10 Prozent.
Zusammen mit den Bremer Senat will die BLG den Bremerhavener Container-Terminal bis
Bremerhavener Goldgrube für Bremen? Foto: Archiv
1995/96 für mindestens 700 Millionen Mark ausbauen. Etwa 450 Millionen bezahlt das Land, den Rest die Lagerhaus-Gesellschaft. Die heute 2,2 Kilometer lange Stromkaje soll um 700 Meter ver
längert werden, damit mehr Schiffe gleichzeitig anlegen können. Sechs zusätzliche Containerbrücken und 800.000 Quadratmeter Stellfläche sind geplant. Hartmut Schwerdtfeger geht davon
aus, daß die Investitionen gerechtfertigt sind.
Ab Mitte des Jahrzehnts seien die Bremerhavener Anlagen ausgelastet.
Hannes Koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen