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Rotes Kreuz und „Iraqi Line“

■ Zwei getrennte Kurdenproteste in Bremen / Ziel: irakische Staatsreederin und Rotes Kreuz

Mit einem Schraubenzieher verschaffte gestern ein Bremer Kurde seiner Wut gegen Saddam Hussein ein Ventil. Er mühte sich beharrlich mit dem kleinen Werkzeug an der Eingangstür der irakischen Staatsreederei „Iraqi Line“ ab, entfernte die Klingel, bearbeitete nach und nach Guckloch, Sicherheits- und Türschloß. Denn die „Iraqi Line“ ist die einzige offizielle irakische Adresse in Bremen. Sie steht unter dem Verdacht, Waffenhandel betrieben zu haben. Die Vorsitzende des Dachverbandes der Ausländerkulturvereine (DAB), Gule Iletmis, brachte ihren Landsmann gestern mit Nachdruck von der hilflos zerstörerischen Protestform ab: „Ich möchte nicht, daß die Kurden wieder als Kriminelle gelten.“ Rund 40 kurdische Frauen, Kinder und Männer sowie einige Deutsche hatten sich gestern vormittag um 11 Uhr vor dem Sitz der irakischen Staatsreederei (Am Wall 192) versammelt. Der Protest war am Vorabend von engagierten BürgerInnen im Büro der kurdischen Organisation „Komkar“ vorbesprochen worden. Mit einem Transparent verurteilten die rund fünfzig Personen den Mord am kurdischen Volk. Die Mitarbeiter der „Iraqi Line“ stellten sich der Diskussion nicht.

Die Bremer Grünen riefen gestern alle Bremer BürgerInnen dazu auf, Geldspenden über das Hilfskonto von Medico International zu leisten. Die Grünen selbst spendeten sofort 1.000 Mark. Der grüne Landesvorstand forderte den Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft auf, ein Hilfskonto für Geld- und Sachspenden für das bedrohte kurdische Volk zu organisieren. In der grünen Erklärung heißt es weiter: „Die Grünen sehen empört, wie die irakische Regierung die 'Endlösung' der Kurdenfrage versucht und dabei ein ganzes Volk auszulöschen bestrebt ist. Ebenso empörend finden wir das tatenlose Zusehen aller Institutionen und Regierungen, die noch vor kurezm den Krieg gegen den Irak gefördert haben. Auch die Sprachlosigkeit der Friedensbewegung in der Bundesrepublik erschreckt uns sehr.“

Auch das Deutsche Rote Kreuz in der Wachmannstraße erhielt gestern unangemeldeten Besuch. Gegen 11.30 Uhr erschienen rund 60 KurdInnen und besetzten den Sitzungsaal. Ihr Begehren: Sie wollten mit der Presse sprechen, um so ihren Protest gegen den Völkermord und das „faschistische System des Saddam Hussein“ öffentlich zu machen. Der Geschäftsführer des Roten Kreuzes, Pietsch, bekundete seine „Sympathie“ für das Anliegen, wollte die Kurden jedoch überreden, den Protest zugunsten einer gemeinsam zu formulierenden Pressemitteilung zu beenden. Doch die Kurden blieben hart: „Solange die Presse nicht kommt, werden wir das Haus nicht verlassen.“ Was wiederum Pietsch auf die Idee brachte, eine besondere gemeinsame Aktion anzubieten. Wenn um 14.00 Uhr der Raum zum Blutspenden gebraucht würde, so sein Vorschlag, könnten ja „eine oder zwei“ Blutspenden symbolisch für die Kurden sein. Das tatsächliche Ergebnis: Eine Presseerklärung des DRK und ein Spendenaufruf für das DRK-Konto 105 55 73 bei der Sparkasse unter dem Stichwort „Kurdenhilfe“.

B.D./hbk

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