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Angriff von Hooligans auf Vietnamesen-Wohnheim

■ Steinwürfe gegen Wohnheim in Hohenschönhausen/ Polizei durchsuchte das Heim/ 720 DM verschwunden

Hohenschönhausen. Die Vietnamesen im Bezirk Hohenschönhausen können sich nicht mehr sicher fühlen. Am Donnerstag abend rottete sich eine Gruppe von Hooligans vor dem Vietnamesen-Wohnheim in der Zingster Straße zusammen und bombardierte das Gebäude mit Steinen. Nach Angaben der Polizei reagierten die Heimbewohner mit Flaschenwürfen. Die Auseinandersetzung sei von Polizeibeamten beendet worden. Von acht Skinheads im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus den Bezirken Prenzlauer Berg und Hohenschönhausen seien die Personalien zur Einleitung eines Strafverfahrens festgestellt worden. Ferner sei gegen einen 25jährigen Heimbewohner, der versucht habe, mit einem »Würgeholz« auf die Hooligans loszugehen, ein Ermittlungsverfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes eingeleitet worden.

Eine Anwohnerin, die während des Überfalls herbeigeeilt war, berichtete der taz, daß in der Hooligan- Truppe auch Mädchen waren. Abgesehen von ein paar Streifenwagen sei von der Polizei lange Zeit nichts zu sehen gewesen. Erst später sei ein Mannschaftswagen eingetroffen. Diese Beamten hätten aber zunächst nichts Eiligeres zu tun gehabt, als eine Wohnung im sechsten Stock des Wohnheimes zu stürmen und dort die Schränke aufzubrechen. Hinterher habe einer der Bewohner festgestellt, daß ihm 720 Mark fehlten. Der Anwohnerin zufolge erstattete der Vietnamese Strafanzeige gegen einen Polizeibeamten, den er als Dieb im Verdacht habe.

Die Polizeipressestelle bestätigte auf Nachfrage, daß einer der Beamten des Diebstahls beschuldigt worden ist. Der Leiter des Einsatzes habe sofort vor Ort eine Durchsuchung des Beamten und seines Fahrzeugs angeordnet, die aber ohne Ergebnis verlaufen sei. Der beschuldigte Beamte habe daraufhin gegen den Vietnamesen Strafanzeige wegen falscher Anschuldigung erstattet.

Die Anwohnerin verwies darauf, daß die übrigen Anwohner dem Überfall von ihren Fenstern aus einfach »zuguckten«. Das Klima in Höhenschonhausen sei inzwischen so gespannt, daß sich die Vietnamesen nicht mehr trauen würden, zur Nachtschicht zu fahren. Einen Tag vor dem Hooligan-Überfall seien drei Vietnamesinnen von Unbekannten gezwungen worden, aus der Straßenbahn auszusteigen. plu

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