: Gummibär gegen Schäferhund
Die Berliner 'Bild‘ deckte gestern einen ungeheuerlichen Skandal auf. Auf der ersten Seite, in 4,5 cm hohen, fetten Lettern war zu lesen: „Gottschalk beleidigt den Deutschen Schäferhund.“ Hundeliebhaber der ganzen Republik erlitten einen schweren Schock. Was zum Teufel war da passiert, fragten sich die Herrchen und Frauchen. Der flotte Showmaster hatte im Radio einen allzu lockeren Werbespot abgelassen: „Der Gummibär ist der beste Freund des Menschen“, behauptete Tommi, „mehr noch als der Deutsche Schäferhund. Oder können Sie sich vorstellen, zwischendurch eine Tüte Schäferhunde wegzunaschen?“
Nun darf man in Deutschland Menschen aller Art ungeniert ans Bein pinkeln, aber keinesfalls einem Hund. Viele Germanen haben ihre Vierbeiner viel lieber als ihre Mitmenschen. Das hat Tradition. Schon der KZ-Kommandant, der Tausende emotionslos in die Gaskammer schickte, hegte zärtliche Gefühle für seine dressierte Töle. So schlugen dann auch die Köter-Freunde gnadenlos zurück. Gerhard Dalla-Bona vom „Verband für Deutsches Hundewesen e.V.“ in Dortmund warf die Diensthunde in die Debatte. 98,5 Prozent der Deutschen Schäferhunde seien zu unserem Schutz da, meint er und stellt dann eine freche Gegenfrage: „Wie dienen die Gummibärchen der öffentlichen Sicherheit?“ Na, da haben sie uns aber wirklich kalt erwischt, Herr Dalla- Bona. Sie haben natürlich recht, Gummibärchen sind wirklich nichtsnutzige Viecher. Die Dinger können keine Demonstranten beißen, sie können nicht als Meldegänger im Krieg eingesetzt werden, und als Versuchstiere für die Pharma-Industrie sind sie auch höchst ungeeignet, aber schmecken tun sie verdammt gut (nur die roten nicht).
Um den guten Geschmack sorgt sich auch Dr. Horst Stricker von der „Interessengemeinschaft Mensch und Tier e.V.“ in Tuntenhausen. „Diese Marketingleute lassen sich immer kuriosere Sachen einfallen“, empört er sich, „wie soll man Menschen zum Naschen animieren, wenn man ihnen Hunde als Kost vorsetzt. Das ist töricht und dümmlich.“ Aber überhaupt nicht, Herr Doktor! Millionen Menschen auf der Welt ernähren sich von Hunden. Es gibt da wirklich äußerst raffinierte Rezepte, außerdem ist so ein gekochter Köter viel bekömmlicher als z.B. Schweinefleisch. Ich für meinen Teil hätte nichts dagegen, als Sonntagsbraten einen jungen Deutschen Schäferhund auf zartem Frühlingsgemüse zu verputzen. Und als Nachtisch Gummibärchen! Karl Wegmann
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