KOMMENTAR: Wider die Finanzpolitik
■ Das Gutachten zur Berliner Theaterlandschaft
Der absolute Neuordnungsknaller fehlt im Gutachten zur Berliner Theaterlandschaft. Die Gutachter haben es vielmehr ziemlich geschickt verstanden, die Existenz des einen Theaters durch das andere zu begründen. Nur die wieder und wieder gerettete Freie Volksbühne soll nun doch noch dran glauben — was allerdings nicht weiter verwundert, da sich über dieses gerade wieder einigermaßen erholte Haus doch schon viele hergemacht haben. Ansonsten wird erhalten. Aber im Unterschied zu denen, die erst vom Erhalten singen und dann doch abwickeln geht es in diesem Gutachten nicht um die üblichen Bekenntnisse, sondern darum, dem Kultursenator ein ganz konkretes Instrument in die Hand zu geben, das mit den bewährten Prädikaten »unabhängig«, »wissenschaftlich«, »umfassend« etc. und mit ordentlichen städtevergleichenden Statistiken im Anhang ziemlich schwer widerlegbar zumindest für Finanzpolitiker daherkommt. Und um eben deren Beeindruckung geht's ja schließlich. Zumindest aber hat der Kultursenator mit dem Gutachtenauftrag gezeigt, daß er nicht schläft und wohl auch nicht locker lassen wird. Und diese Offensive ist ja schon mal was. Zumindest wird jetzt niemand wieder anfangen, hier oder dort und sonst auch noch irgendwo wild Geld abzuknapsen.
Was wiederum die netten meist älteren Herren Gutachter betrifft, so ist ja doch am Rand erwähnenswert, daß die Liebhaber der Schaubühne und der schönen, großen, internationalen Gastspiele so viel auf das »Nationale« setzen, sei es im Stiftungsnamen, sei es beim »Theater der Nationen«. Kein Wunder, daß ihnen dann der Weg vom zukünftigen nationalen Zentrum irgendwo am Alexanderplatz ins ferne Steglitz, der Metropole von Teltow, Kleinmachnow und Stahndorf zu weit ist. Aber das ist ja wirklich eine dezentrale Frage. Gabriele Riedle
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