Ärzte sollen zahlen

■ Probleme bei Privatisierung von Arztpraxen

Berlin. Die Mediziner im Ostberliner Gesundheitswesen verstehen die Welt nicht mehr. Da bemühten sich die Gesundheitsstadträte, die Privatisierung staatlicher Arztpraxen möglichst schnell voranzutreiben — allein in Friedrichshain sind 31 von 43 staatlichen Praxen in privater Hand — und jetzt wird im Westen schon wieder gemeckert.

Den kaufwilligen Medizinern, so erklärte es gestern der Friedrichshainer Gesundheitsstadtrat Udo Eisner (SPD), werde meist nur der materielle Wert der Praxis berechnet. Nicht ins Gewicht und damit auf den Geldbeutel falle dagegen der »ideelle Wert« — die Patientenkartei. Es sei »sittenwidrig«, Medizinern Werte in Rechnung zu stellen, die sie unter schwierigsten Bedingungen über Jahre hinweg selbst erarbeitet hätten.

Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) sieht das anders: Laut Landeshaushaltsordnung bestünde die Verpflichtung, auch den Verkehrswert der Praxen zu erheben und in Rechnung zu stellen. Ermittelt werden müßte dieser im Einzelfall durch einen Wirtschaftsprüfer, wobei Kriterien wie Dauer der Geschäftsansässigkeit, erzielbarer Umsatz und Umfang der Stammpatienten anzuführen seien, teilte er Eisner mit. Offizielle Zahlen gibt es nicht, intern gehandelt wird der »ideelle Wert« einer Praxis jedoch zwischen 100.000 und 200.000 Mark — bei Hunderten von zu privatisierenden Einrichtungen also ein ordentlicher zusätzlicher Batzen für den Landeshaushalt.

Eisner fordert jedoch für die Ärzte eine Ausnahmeregelung. Bis zu einer definitiven Entscheidung des Finanz- und des Gesundheitssenators werde der Privatisierungsprozeß gestoppt. maz