Benzin im Blut

Ein Ferrari 500 Super-Fast, Baujahr 1965, hat letzten Samstag in Paris für die Wahnsinnssumme von 2,5 Millionen Francs, das sind immerhin rund 450.000 Mark, den Besitzer gewechselt. Der Flitzer war damit das teuerste Stück Blech der traditionellen Pariser Frühjahrsauktion von Sammlerautos.

Es gibt natürlich auch immer noch Menschen, die ein Auto nur als Fortbewegungsmittel benutzen. Doch auch hier findet man mitunter Fahrer und Fahrerinnen, die eine zärtliche Liebe zu ihrem Gefährt pflegen. Manchmal kommt es sogar zu Liebe- auf-den-ersten-Blick-Beziehungen zwischen Mensch und rollender Maschine. Letzten Donnerstag verknallte sich z.B. ein Mann spontan in ein Polizeiauto. Der herrliche, nagelneue Chevrolet „Caprice“ stand an diesem milden Frühlingstag mit laufendem Motor vor einem Einkaufszentrum in New York und lachte den jungen Mann an. Der konnte nicht widerstehen und beging ein Verbrechen aus Leidenschaft. Er schwang sich hinters Steuer und wollte gerade abzischen, als ihm bewußt wurde, welch schrecklichen Fehler er begangen hatte. Auf dem Beifahrersitz saß nämlich noch ein Polizist in Uniform. Nach einem kurzen Handgemenge befand sich das Auto wieder fest in Polizistenhand. „Unvorstellbar“, wunderte sich später Polizeisprecher Al O'Leary, „der Typ fühlte sich von dem herrlichen Auto in den weiß-blauen Farben der Polizei angezogen.“

Ein anderer New Yorker Automarder bekam einen noch größeren Schock verpaßt. Er knackte den Wagen eines Arztes und klaute einen schicken Metallbehälter vom Rücksitz. An der nächsten Straßenecke öffnete er das Ding, um zu sehen, was er da erwischt hatte. Dabei ist ihm wahrscheinlich das Frühstück hochgekommen. Die Kiste enthielt Teile von sechs menschlichen Köpfen, die der Doktor zum Studium benutzen wollte.

Ein weitaus schlimmeres Verbrechen als Autodiebstahl ist Fahrerflucht. Im oberbayerischen Pöcking bei Starnberg kam es zu einem besonders widerwärtigen Fall. Eine Autofahrerin stieß mit dem ferngelenkten Spielzeugauto eines zwölfjährigen Jungen zusammen. An dem Mini- PKW im Wert von 300 Mark entstand Totalschaden. Die eiskalte Frau verließ den Tatort, ohne sich um Spielzeug und Lenker zu kümmern. Die Polizei wies darauf hin, daß wegen des entstandenen Schadens eine Unfallflucht nicht ausgeschlossen werden könne. Bei der Staatsanwaltschaft wurde Anzeige erstattet. Karl Wegmann