piwik no script img

Neu in der Schauburg: "I hired a contract killer"

■ Lakonisches Märchen

Das Leben, das ist so. Manchen, besonders Glücklichen, mißlingt einfach alles. Sie arbeiten brav und werden gefeuert, sie wechseln ins Ausland und sind auch da unerwünscht, sie ordern ihren Tod und verlieben sich prompt.

Das Leben ist so. Eine Stadt, dreckig. Schornsteine rauchen. Putz blättert. Häuser werden abgerissen. Autos kriechen mit leuchtenden Lampen durch die Morgendämmerung. Menschen gehen durch Straßen. Menschen sitzen an Schreibtischen. Manche reden miteinander, andere nicht. Ein Mann kauft einen Strick und einen Haken. Ein Mann bestellt einen Killer und will dann doch weiterleben.

Das Leben ist so. Alles geht schief und alle sind geborene Looser. Nur, daß die einen noch mehr Pech haben als die anderen, und die sind wiederum mehr zum Lachen. Ganz wie im Film. In diesem, Aki Kaurismäkis jüngstem, seinem ersten außerhalb Finnlands, zum Beispiel. Eine Stadt ist eine Stadt und nirgendwo sind ihre Bilder so echt wie im Film. Sorgfältig hat Kaurismäki seine Film-Einstellungen durchkomponiert, hat die Farben arrangiert, Trümmer und Trübsal, daß sie leuchten wie Margarets (Margi Clarke) Haar oder die Hoffnungslosigkeit Henri Boulangers (Jean Pierre Leaud). Alles durchdacht, mit deutlichen Jarmusch-Zitaten durchsetzt und bar jeden Anflugs durchgestylter Oberflächenglätte. Wie im Leben eben.

Eine Kamera, die sich kaum bewegt, eine ruhige Schnittfolge, die einen zwingt, genauer hinzuschauen, als man das sonst täte. Mit echten Schwarzblenden (auch ein Zitat), die an den Szenen-Übergängen betonen, es handelt sich um einen Film. Eine Sprache, reduziert auf ein Mindestmaß, es gibt sie nur in zwei Funktionen: als formalisiertes Gefasel ist sie Instrument der Herrschaft oder sie verunsichert, radebrechend herausgebellt, als Gleitmittel der Gefühle.

Ein Film wie aus dem Leben geschöpft, ein lakonisches Märchen aus dem Feenreich „Moderne Stadt“. step

Schauburg, 16.30 u. 21 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen