Bestbezahlter Angestellter des Landes Berlin

■ Der Geschäftsführer der Olympia GmbH Lutz Grüttke unterzeichnete gestern seinen Vertrag: Jahresgehalt von 290.000 Mark/ Bund unterstützt Olympia-Bewerbung mit sechs Millionen Mark

Berlin. Lutz Grüttke ist seit gestern den bestbezahlte Angestellte des Landes Berlin: Der ehemalige IBM- Manager und jetzige Geschäftsführer der Berliner Olympia GmbH bezieht ab sofort ein Jahresgehalt von 290.000 Mark. Bei der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses des Abgeordnetenhauses wurde der Olympia GmbH bis Ende Juni dieses Jahres zunächst 577.000 Mark bewilligt.

Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen und Grüttke, der sich den Berlinern kürzlich mit mutigen Worten gegen die grassierende Ausländerfeindlichkeit vorgestellt hatte, unterzeichneten gestern nachmittag den Geschäftsführervertrag. Ein endgültiger Finanzierungsplan soll im Nachtragshaushalt festgelegt werden.

Der Chef der kürzlich gegründeten Olympia GmbH soll in aller Welt dafür werben, daß die Olympiade im Jahr 2000 in Berlin ausgetragen wird. Die Hauptstadt ist mittlerweile als einzige deutsche Bewerberin übriggeblieben, nachdem das Ruhrgebiet zurückgezogen hatte. Anfang März hatte sich Berlin offiziell beim Nationalen Olympischen Komitee (NOK) um die Austragung der Spiele beworben. Mitte 1992 wird das NOK die Bewerbung dem Internationalen Olympischen Komitee übergeben, das im September 1993 endgültig entscheiden wird, wer die Spiele austragen wird. Die Würfel werden dann zwischen Berlin, Peking, Buenos Aires, Brasilia, Sydney, Toronto, einer Stadt in Marokko und London oder Manchester fallen.

Der Bund wird sich an der Bewerbung Berlins um die Olympischen Spiele im Jahr 2000 voraussichtlich mit rund sechs Millionen Mark bis Ende 1992 beteiligen. Damit werde der Bund schon vor der offiziellen Entscheidung über die Vergabe Olympischer Spiele im September 1993 Berlin finanziell unterstützen, erklärte Diepgen. Insgesamt werden die Kosten für das Mammut-Spektakel mit rund fünf Milliarden Mark veranschlagt. Das Land Berlin erhofft sich bei einem positiven Beschluß einen gewaltigen Investitionsschub für die Infrastruktur der Stadt.

Die Ausgaben für die Olympia GmbH wurden von den Grünen/AL bereits im Vorfeld als »zu luxuriös« kritisiert. »Selbst wenn man die Büroausstattung für einen Senator zugrunde legt, dann müßten 50.000 Mark eigentlich reichen«, sagte Hans-Jürgen Kuhn, sportpolitischer Sprecher der Grünen/AL.

Ex-Umweltsenatorin Michaele Schreyer bedauerte die Konzeption, »daß im Aufsichtsrat der GmbH die Stadtentwicklungsverwaltung nicht beteiligt« sei. Diepgen betonte, daß Olympia ein »Instrument der Stadtgestaltung« sei. Die ersten Sofortbaumaßnahmen für Olympia sollen dem Abgeordnetenhaus noch in diesem Jahr zur Verabschiedung vorgelegt werden. kd/dpa