: FAB ist auf dem Sprung ins Sendefenster
■ Kabelrat entscheidet heute über Zukunft des »Fernsehens aus Berlin«/ Schwules Programm ist zu imageprägend
Schöneberg. Herzklopfen beim FAB-Kanal: Heute oder morgen entscheidet der Kabelrat, ob die BerlinerInnen das neue »Fernsehen aus Berlin« demnächst auch über Antenne empfangen können — wochentags von 18 bis 18.45 Uhr durch ein Sendefenster auf Kanal 56 bei RTL Plus. Für die FABlerInnen, die seit Anfang Februar »gegen die Verflachung des Fernsehens« angetreten sind, eine Schicksalsentscheidung; denn die Expansion in den Äther könnte den mageren Bestand von 14 Werbekunden aufbessern — ein Muß, wenn der neue Sender finanziell überleben will.
Die erfolgreichste Sendung von FAB ist zugleich das Problemkind: das Erste Deutsche schwule Fernsehen kommt nicht nur bei den Schwulen gut an. Das witzig und professionell gemachte Magazin unterhält inzwischen auch ein wachsendes Publikum von »ganz normalen« ZuschauerInnen. »Wir stehen zum schwulen Fernsehen«, meint FAB- Pressesprecher Heiko Hanschke. »Es gibt nur ein Problem: Es ist zu imageprägend.« FAB sei für viele BerlinerInnen inzwischen »der schwule Sender«. »Wir versuchen, mit unseren anderen Produktionen konstruktiv dagegenzuhalten«, so Hanschke. Das gelingt nicht immer: DIe farblosen und redaktionell oft mangelhaften Nachrichtensendungen erscheinen noch immer wie erste Gehversuche ambitionierter Möchtegern-ModeratorInnen. Belanglose Interview-Clips (z.B. mit der Schauspielerin Edith Hancke) und langatmige und schlecht moderierte Talk- Shows rücken FAB oft in gefährliche Nähe zum Offenen Kanal.
Doch es gibt auch Glanzlichter. City Beat wirft ein farbiges Licht auf Berlins Musikszene, Abgedreht liefert interessante Einblicke in Berliner Off-Kinos, und das Downtown- Theatermagazin präsentiert Insider- Perspektiven aus der lokalen Theaterwelt.
Zur Beurteilung ging das FAB- Programm bereits per Kassette nach Karlsruhe — an Professor Ernst Benda, ehemals Präsident des Bundesverfassungsgerichts und inzwischen Vorsitzender des Berliner Kabelrats. Die honorige Fünferrunde wird an diesem Wochenende hinter geschlossenen Türen entscheiden, wer im RTL-Fenster senden darf. Neben FAB sind im Rennen: Ulrich Schamoni (Radio 100,6), die Münchener Produktionsfirma »MAZ- Studio«, der nordrhein-westfälische »Kanal 4« und die Berliner »ARTV- GmbH« mit Radio-100-Geschäftsführer Thomas Thimme.
Gefordert sind Vielfalt und ein anspruchsvolles Regionalprogramm. »Da hat sich bisher keiner besonders hervorgetan«, verrät Ingeborg Ludwig, Rechtsreferentin beim Kabelrat. Möglich sei deshalb eine »Kuddelmuddel-Entscheidung«: Alle Bewerber dürften dann abwechselnd ihre Programme präsentieren. Erst im März 1992 würde über eine endgültige Regelung entschieden.
Noch läuft bei RTL Plus wochentags um 18 Uhr eine amerikanische Action-Serie. Dafür müsse das zukünftige Regionalprogramm auf alle Fälle ein konkurrenzfähiger Ersatz sein, meint Ingeborg Ludwig. Demnach Gegner Nummer eins für FAB: der Sechs-Millionen-Dollar-Mann. Marc Fest
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen