Kein Nölle-Swutsch mit Wedemeier

■ Erster Sieg nach Punkten im Kandidaten-Duell: Nölle will nicht ins Fernsehen

„Der kneift“. Die Meinung beim Fernsehen ist einhellig. Ulrich Nölle, Sparkassen-Vorstand und CDU- Spitzenkandidat, will nicht im Fernsehen gegen Wedemeier auftreten. Der Swutsch hatte Freitag morgen bei Nölle und gleichzeitig im Rathaus angerufen und drei kostbare Fernsehminuten gratis angeboten. Das Rathaus sagte zu - überraschenderweise. Denn läßt ein Amtsinhaber niemanden an seinem „Bonus“ teilhaben und ziert sich, mit dem Herausforderer auf eine Plattform gestellt zu werden. (Das „innen“ kann frau sich hier sparen, Männer sind da ganz unter sich.)

Wedemeier war also bereit, im 'Swutsch' mit Nölle zu talken. Er war geradezu froh gewsen, daß die CDU ihm diesen Herausforderer präsentierte, denn er hält ihn für „nicht qualifiziert“. Nölle ist nicht so schlagfertig wie Neumann und nicht so aggressiv wie Kudella. Nölle ist von Wedemeiers Art, nur eben fachlich völlig unterlegen: Er kennt sich in der bremischen Politik nicht aus, weiß nicht wo Feuchtwiesen sind und wer sich wann schon über wen geärgert hat. Selbst nach Jahren kann es einem im bremischen Filz passieren, daß man in Scheidtmann- Näpfchen tappt.

Nölle kennt nicht einmal die eigene Partei, in die er erst im Februar eingetreten ist. Drei Tage, nachdem er sich vorgestellt und mitgeteilt hatte, er wolle einige andere Personen aus der bremischen Wirtschaft für sein „Schattenkabinett“ ansprechen, druckte der Weser-Report, Hauspostille der alten CDU- Seilschaften, über die ganze Seite die bekannten CDU-Gesichter mit Paßbild und Versorgungsposten, ein komplettes „Schattenkabinett“. Wahlverlierer Reinhard Metz von 1987, Mitgesellschafter des „Weser-Report“, ließ sich im eigenen Blatt als „Senator für Bundesangelegenheiten“ feiern. Spötter witzelten, hier sei gezielt eine Lachnummer aufgelegt worden.

Nölle schwieg öffentlich. Erst drei Tage später erschien eine unscheinbare Kurzmeldung im Weser-Report — ein verklausuliertes Dementi.

So ganz sicher war sich der Bürgermeister dann doch nicht, ob sein Gegenkandidat nicht gezielt „gebrieft“ würde für das Kandidaten-Duell. Er ließ sich eine Mappe erstellen, die die Antworten auf mögliche Nölle-Angriffe vorformulierte. Freitag nachmittag, die Mappe war fertig, ließ Nölle dem Fernsehen absagen. Begründung: „private Termine“.

„Der ist von allen guten Geistern verlassen“, sagte Alt-Senator und taz-Kolumnist Thomas Franke, auf dem 'Swutsch– wieder als Franke gegen Franke vertreten. Das hat man beim Fernsehen noch nicht erlebt, daß ein Oppositionsführer nicht will. Selbst das muß Nölle noch lernen: Für einen Spitzenpolitiker gibt es keine privaten Termine... Rosi Roland