: Sturz im Funpool
■ Bremen ist Spitze, sagen die Skater
Seit Jahresfrist wird Bremen in einem Atemzug mit Münster und Essen genannt: von den Skatern. Über formelle (Skater-Magazine) und informelle (Poolrand-Gespräche) hat sich in der Szene herumgesprochen, daß Bremen eine astreine Anlage hat. Im Umkreis von einem Kilometer um den Schlachthof trifft man nachmittags Scharen von Kids an, die mit dem board unterm Arm in Bermuda Shorts ein Ziel haben: den fun pool und die ramps der Bremer Anlage.
Niko (17) und Colin (15) sind aus Haminkeln am Niederrhein angereist. Niko ist ein „Wilder“, der gerade einen Sehnenriß auskuriert hat: Bei einem ray slide das Treppengeländer runter war er abgestürzt. Sein Bericht aus der Provinz klingt finster: In Haminkeln ist ihnen jetzt sogar das Skaten auf dem Rathausplatz verboten. Im Bremer pool, einer ovalen Betonwanne, demonstriert er den rock 'n roll to fakie, bei dem man auf der oberen Stahlkante der Schüssel zum Stehen kommt, um dann rückwärts in die Tiefe zu sausen.
Angst? Stefan, 26-jähriger Chemiestudent aus Bremen, seit 12 Jahren dabei und jetzt einer der Oldies hier, nennt den Moment vor dem Abkippen des Bretts nach unten. „Anfänger lehnen sich instinktiv zurück“, sagt er. Folge: Man fällt auf den Rücken und das board pendelt im pool aus. Gegen die Risiken dieser rauhen Sportart — Mädchen werden selten dort angetroffen — gibt es das equipment: Muß man für das Brett 300 bis 400 DM hinlegen, dürfen Helm, Knie- und Handgelenkschoner nochmal hundert Mark kosten.
Colin rauscht über die wie überall auf der Welt Graffiti-verzierte Betonpiste, demonstriert einen nose-tap, wobei die Brettspitze den horizontalen Rand des pools berührt, und dreht das Brett in der Luft zum backside air. „Wenn es voll hier ist,“ berichtet Stefan, „steht man schon unter Druck“. Nur einer kann jeweils eine Einrichtung benutzen. Alle Augen warten auf seinen Fehler.
Niko hat Pech. Er stürzt und knickt sich das Fußgelenk. Er ist stinksauer: Wenn die Sehne auch gerissen ist, heißt das drei Wochen Krankenhaus. Und was das Schlimmste ist, es war keine spektakuläre Szene; ein simpler olly transfer (Sprung/Flug aus dem Pool) wurde ihm zum Verhängnis.
Bus /Foto: Sabine Heddinga
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