: Stadtforum soll neues Berlin planen
■ Daimler-Chef Edzard Reuter eröffnet internationale Runde von Stadtplanern, Politikern und gesellschaftlichen Gruppen/ »Führung tut not«
Mitte. Edzard Reuter, Vorstandsvorsitzender des Daimler-Benz-Imperiums, eröffnete gestern das Stadtforum, daß mit etwa 70 Mitgliedern — von internationalen Architekten, über Bezirkspolitiker bis zu Umweltverbänden — Vorschläge zur Stadtplanung erarbeiten soll. Reuter wandte sich in seiner Rede dagegen, daß der Spreemetropole Bundesmittel gestrichen werden — die Stadt brauche sogar mehr Unterstützung als zuvor. Allerdings erkenne er die Berliner in ihrer Klagehaltung zunehmend weniger wieder. Der Konzernchef mahnte hinsichtlich der Stadtplanung »den demokratischen Streit auf die richtigen Themen« zu konzentrieren. Ohne klare politische, wirtschaftliche und kulturelle Vorgaben ginge das nicht. »Man nennt das Führung«, sagte Reuter. Der Daimler-Chef bemängelte, daß für Investoren keine Bank (mit Mitspracherecht) im Stadtforum vorgesehen sei. Die Ideen für den Potsdamer Platz müßten bis zum Herbst erarbeitet sein, damit der Planungs- und Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden könne. Wer warten wolle, würde sich zornige Fragen von Menschen einfangen, die auf Arbeit warten.
Auch Eberhard Diepgen (CDU), Regierender Bürgermeister, drängte auf Eile. Scheindebatten um die Erhaltung der Straßenbahn oder der Traufhöhe dürften die Stadtplanung nicht in Unbeweglichkeit erstarren lassen. Den Berlinern machte Diepgen im Gespräch mit der taz den Vorwurf, »sie leiden in der Tat an Wehleidigkeit und Hysterie«. Hassemer (CDU) erklärte, daß nicht die wesentliche Frage sein könne, was wo wie hoch gebaut werde. Seine Amtsvorgängerin Michaele Schreyer (AL) fand es eine Frechheit, daß das »Kapital das Forum eröffnet«.
Das Stadtforum wird in den kommenden sechs Monaten Senator Hassemer in Planungsfragen beraten. In der Managementgruppe, die die 14täglichen Sitzungen vorbereitet, sitzt unter anderem der Berliner Stadtplaner Wulf Eichstedt. Im Plenum sind Architekten, Soziologen, Stadtökonomen, Juristen, Künstler, Gewerkschafter, Politiker und Umweltverbände vertreten. diak
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